Keine Perspektive für die Zukunft von Sasha Waltz in Berlin

Saha Waltz sucht neuen Standort für eine solide und langfristig tragfähige Situation für ihre Arbeit

Die Senatskanzlei Berlin hat Sasha Waltz in aller Deutlichkeit signalisiert, dass der Kultursenator keine konkrete Perspektive zur Lösung der lange bekannten und von der Verwaltung anerkannten Probleme der Compagnie anbieten kann.

Berlin, 05/02/2013

Die Senatskanzlei Berlin hat Sasha Waltz in einem Gespräch mit Staatssekretär André Schmitz am Montag, 4.2.2013 in aller Deutlichkeit signalisiert, dass der Kultursenator keine konkrete und dauerhafte Perspektive zur Lösung der lange bekannten und von der Verwaltung anerkannten strukturellen Probleme der Compagnie anbieten kann.

Das Gespräch bildete den Abschluss eines Dialoges mit der Kulturverwaltung, der über die letzten zwei Jahre geführt wurde.

Die Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests ist 20 Jahre nach ihrer Gründung an einer untragbaren Belastungsgrenze angelangt. Die Hälfte des Etats von jährlich ca. vier Millionen Euro muss unter großem finanziellem Risiko und ohne festen Spielort selbst erwirtschaftet werden.

Daher haben wir uns in einem ersten Schritt dazu entschlossen, unsere laufenden Aktivitäten in Berlin den finanziellen Bedingungen anzupassen, ohne sie weiterhin über Koproduktionen und Gastspiele außerhalb Berlins zu finanzieren.

Darüber hinaus hat Sasha Waltz Kontakt mit nationalen und internationalen Partnern aufgenommen, um einen neuen Standort für eine solide und langfristig tragfähige Situation für ihre Arbeit zu finden.

Wir verstehen den zeitgenössischen Tanz als zukunftsweisende, entwicklungsfähige Kunstform, deren Impulse in das Ballett, das Musiktheater, das Schauspiel und die Bildende Kunst hineinreichen. Die finanzielle Situation und die Gesamtstruktur, in der sich der Tanz in Berlin bewegt, reflektiert seit langem nicht mehr dessen Bedeutung und Innovationspotenzial. Das Jahr des 100. Jubiläums von „Le Sacre du Printemps“, der den Aufbruch in die Moderne sowohl in der Musik als auch im Tanz markiert, wäre der richtige Moment, die Neuausrichtung des Balletts zu beginnen.

»Ich glaube, dass das Ballett neben der Klassik auch der Repertoirepflege der klassischen Moderne und des zeitgenössischen Tanzes bedarf, denn diese Werke gehen sonst dem kulturellen Gedächtnis verloren. Die Pflege des klassischen Erbes macht erst im Kontext von Moderne und Gegenwart Sinn.«
Sasha Waltz

Die 20-jährige Geschichte von Sasha Waltz & Guests ist zutiefst mit Berlin verknüpft – von der Gründung der Sophiensaele über ein neues Modell der Gleichberechtigung zwischen Tanz und Schauspiel an der Schaubühne am Lehniner Platz von 1999 - 2004, bis hin zu den raumgreifenden Produktionen im Jüdischen Museum und dem Neuen Museum Berlin oder den Choreographischen Opern u.a. an der Berliner Staatsoper.

»Berlin ist seit 1992 mein künstlerischer Mittelpunkt und hat mich immer inspiriert. Ich liebe das Berliner Publikum für seine Offenheit, Neugier und Treue. Aber die Diskrepanz zwischen meinen Visionen, den Möglichkeiten und dem Kampf um die Existenzsicherung der Compagnie drängt mich nach 20 Jahren zu dem Entschluss einer vollkommenen Neuorientierung.«

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