Noëlla Pontois und Cyril Atanassoff in „Ivan der Schreckliche“ in der 70er Jahren

Noëlla Pontois und Cyril Atanassoff in „Ivan der Schreckliche“ in der 70er Jahren

Eine Etoile, deren Glanz nicht erlischt

Die Tänzerin Noëlla Pontois wird in Paris mit einer Ausstellung geehrt

Fanny und Laurent Fiat, Begründer und Direktoren des neu eröffneten Centre Eléphant Paname in Paris beschlossen eine der größten französischen Ballerinen des 20. Jahrhunderts durch eine Ausstellung zu ehren: Noëlla Pontois.

Paris, 02/02/2013

Ausstellungen über große Tänzer sind eine ausgesprochene Seltenheit – zu Unrecht, sagten sich Fanny und Laurent Fiat, Begründer und Direktoren des neu eröffneten Centre Eléphant Paname in Paris, das den Künsten und vor allem dem Tanz gewidmet ist. Deswegen beschlossen sie, eine der größten französischen Ballerinen des 20. Jahrhunderts durch eine Ausstellung zu ehren: Noëlla Pontois.

Ein glücklicher Zufall brachte die außergewöhnlich grazile Ballerina mit dem lupenreinen französischen Stil zum Tanz, da ihre Familie keinerlei Verbindungen zur Welt der Künstler hatte. Allerdings hat sie das Virus des Tanzes auf ihre Tochter Miteki Kudo übertragen, die auch die Leichtigkeit, ihren flüssigen Bewegungsstil und die Ausstrahlung ihrer Mutter geerbt hat. Kudo hat vor kurzem die Bühne der Pariser Oper verlassen, wo sie oft an der Seite von Fanny Fiat tanzte, selbst eine bemerkenswerte Solistin in Rollen wie Swanilda in Patrice Barts „Coppelia“.

Die Ausstellung erstreckt sich über drei Stockwerke in dem schönen Gebäude nahe der Opéra Garnier, das einst die Residenz des russischen Botschafters unter Napoleon III war. Im Kuppelsaal im Erdgeschoss, in dem Noëlla Pontois am Abend der Vernissage zum Officier dans l’Ordre National de la Légion d’Honneur ernannt wurde, wird man von Projektionen und glitzernden Sternen am Firmament empfangen. Eine Photoserie von Michel Lidvac, eine Sammlung von Zeitungsausschnitten und Plakaten umrahmen einige Kostüme der Tänzerin, unter anderem das der Giselle, das sich in der Mitte des Saales langsam auf einer Plattform dreht (die Architektur der Ausstellung stammt von Nathalie Crinière). Im zweiten und dritten Stock dokumentieren Zeitungsartikel, Bilder und Videos das Leben der Tänzerin von ihren ersten Schritten in der Tanzschule und ihren ersten Werbeverträgen – sie war sogar die Heldin eines Photoromans – bis zu den Höhepunkten ihrer Karriere als Etoile. 

Eine Rekonstruktion ihrer Loge im Palais Garnier lässt die Besucher in die Atmosphäre der Kulissen der Oper eintauchen. Mehrere Räume sind ihren berühmten Partnern gewidmet: man sieht sie unter anderem an der Seite von Rudolf Nurejew, Mikhail Baryshnikov, Cyril Atanassoff, Michaël Denard, Fernando Bujones, Patrick Dupont und Manuel Legris. Besonders beeindruckend ist eine Bilderserie von Francette Levieux, die Pontois und Denard in John Crankos Romeo und Julia zeigt – man kann nur hoffen, das auch diesem höchst expressiven Tänzer, den seine Karriere unter anderem als Direktor ans Staatsballett Berlin führte, bald eine Ausstellung gewidmet wird. Leider wurde Crankos „Romeo und Julia“ nach nur einer Spielzeit durch die schwerfälligere, bis heute getanzte Version des neuen Ballettdirektors Rudolf Nurejew ersetzt, doch sind die Bilder ein packendes und seltenes Zeugnis der einzigen Aufführungsserie von Crankos Meisterwerk in Paris. Noëlla Pontois gastierte unter anderem in Stuttgart, wo sie mit Tamas Detrich in „Dornröschen“ auftrat.

Eine solche Ausstellung ist eine wunderbare Gelegenheit für die einen, sich an Vorstellungen zu erinnern, die sie geprägt haben, für die anderen, große Künstler der Vergangenheit und Gegenwart zu entdecken. Dies scheint besonders wichtig im Fall von Tänzern, die allzu oft nach dem Ende ihrer Karriere verschwinden, ohne dass ihnen ein Buch, eine Dokumentation oder eine Ausstellung gewidmet wurde. Man kann also die Initiative nur begrüßen und hoffen, dass weitere ähnliche Ereignisse die flüchtige Kunst des Tänzers leben und wiederaufleben lassen werden.

Ausstellung vom 1. Februar bis zum 29. März 2013
 

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