Die „Besten“ des Jahres

Die Ergebnisse der jährlichen Umfrage aus dem „tanz“-Jahrbuch sind veröffentlicht. Zur Produktion des Jahres wurde „Can We Talk about This?“ des britischen Kollektivs DV8 Physical Theatre unter der Leitung von Lloyd Newson gekürt. Newson hat sich an ein brenzliches Thema gewagt und eine kritische Stellung zum radikalen Islamismus bezogen.
Als Tänzerin des Jahres im Bereich des zeitgenössischen Tanzes ist Anne Teresa De Keersmaeker gewählt worden. Auch mit 52 Jahren steht sie noch als Solistin auf der Bühne wie in „Once“, „Keeping Still“ und „3Abschied“. Das Publikum ist von ihrer Energie und ihrem Einfallsreichtum fasziniert. Im Bereich des klassischen Tanzes ist die rumänische Tänzerin Alina Cojocaru ausgezeichnet worden. Ihre Philosophie, dass es auf das richtige Gefühl einer Rolle ankommt, um sie lebendig werden zu lassen, hat das Publikum überzeugt. Neumeiers Gabe, den Menschen aus dem Tänzer herauszuholen, hat auch Cojocarus Partner Carsten Jung zu Höchstleistungen gebracht. Er ist der einzige Deutsche unter den 1. Solisten des Hamburger Balletts. Das habe er, seiner Meinung nach, seinem starken Willen zu verdanken. Das Publikum belohnt seinen Einsatz. Er wurde zum „Tänzer des Jahres“ gewählt. Die beiden Hamburger Tänzer stehen in Neumeiers „Liliom“ auf der Bühne. Der Australier Martin Hansen wurde zum besten Tänzer gekürt. Er hat in der Rolle des früheren RAF-Terroristen Andreas Baader in „Baader. Choreografie einer Radikalisierung“ von Christoph Winkler überzeugende Arbeit geleistet. In dem Soloabend schaffte er es, die Figur in seiner Vielfältigkeit darzustellen, lautete die Begründung der Jury.
Choreograf des Jahres wurde Boris Charmatz. Er wurde für sein Lebenswerk und das Stück „enfant“ ausgezeichnet. Man darf gespannt sein, was von dem eifrigen Tänzer, Choreografen und Pädagogen mit klassischen Wurzeln und zeitgenössischer Ausrichtung noch in die Wege geleitet wird, so die Jury.
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von Marie-Christine Kesting