Keine Vertragsverlängerung für Daniel Goldin in Münster

Auch sein Ensemble gekündigt

Münster, 23/06/2011

Der aus Argentinien stammende Choreograf Daniel Goldin muss im Sommer 2012 nach 16 Jahren mit seinem Tanztheaterensemble und seinen Mitarbeitern die Städtischen Bühnen Münster verlassen. Alle Verträge des Tanztheaters werden aufgrund eines Intendantenwechsels nicht verlängert. In der Spielzeit 1996/97 wurde Daniel Goldin von dem damaligen Intendanten Thomas Bockelmann nach Münster engagiert und leitet seitdem die Tanztheaterkompanie als künstlerisch eigenständige Sparte. An den Städtischen Bühnen Münster sind bis heute über 25 abendfüllende Stücke und Choreographien als Uraufführung entstanden, welche mittlerweile ein beachtliches Repertoire bilden. Von der regionalen und internationalen Presse immer wieder hochgelobt, baute sich das Tanztheater Münster in den letzten 15 Jahren einen Ruf auf, der weit über die Grenzen von Münster hinaus geht und dafür sorgte, dass das Ensemble vom Land NRW seit Jahren finanziell unterstützt wird. Seine Arbeiten weisen ihn als Grenzgänger zwischen den Kulturen aus. Sein Stil ist wesentlich geprägt durch den Deutschen Ausdruckstanz, den er durch die Mary-Wigman-Schülerin Renate Schottelius in Argentinien kennenlernte. Durch seine Arbeit im Folkwang Tanzstudio Essen und mit Pina Bausch beim Wuppertaler Tanztheater erweiterte er sein stilistisches Repertoire um den unverkennbaren Folkwang-Stil. Seine Körpersprache hat etwas zutiefst Menschliches und zeichnet sich durch ein intuitives Gefühl für Emotionen und einen präzisen Blick für Situationen aus. Seine Arbeiten entstehen durch die enge Zusammenarbeit mit seinen Tänzern und Mitarbeitern. 2003 verhandelten der damalige Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann und die Stadt Münster direkt mit Daniel Goldin, um ihn in Münster zu halten, bevor Wolfgang Quetes die Intendanz übernahm und sein künstlerisches Vertrauen für eine Zusammenarbeit aussprach. Nun wird der Vertrag von Daniel Goldin über August 2012 hinaus, von dem designierten Intendanten Dr. Ulrich Peters, nicht weiter verlängert. Schon 2009 verzichtete Daniel Goldin auf seine Unkündbarkeit, um mit einem neu zu wählenden Intendanten eine eventuelle künstlerische Zusammenarbeit zu erörtern, doch blieben Gespräche über eine Weiterführung unter seiner Leitung aus. Das Interesse der Stadt Münster und der neuen Intendanz an einem autorengeführten Tanztheater scheint erloschen zu sein. Das Tanzland NRW verliert ein wichtiges Tanztheaterensemble in der Folkwang-Tradition (geprägt durch Künstler und Pädagogen wie Kurt Jooss, Hans Züllig, Pina Bausch und Susanne Linke), welches mit seiner außergewöhnlichen choreografischen Handschrift, seinem Repertoire und der Kontinuität in der Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern eine Ausnahmestellung inne hat.

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