Olympische Ehren für „Zeitsprung“

Bielefelds Laientanzprojekt ausgezeichnet

Bielefeld, 13/06/2011

Längst hat sich „Zeitsprung“, das interkulturelle und generationsübergreifende Laienprojekt des Tanztheaters Bielefeld, in der Region zum Renner entwickelt. Jetzt macht die seit 2007 mit bisher 800 Beteiligten aus verschiedenen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten, Berufen und Schultypen aufgeführte Reihe bundesweit von sich reden. Gregor Zöllig, sein Ensemble und die Laientänzer der Folge „Paradiesische Zeiten“ heimsten Olympische Ehren ein beim Wettbewerb von „Kinder zum Olymp!“, der Bildungsinitiative der Kulturstiftung der Länder.

Ebenfalls aus NRW kommen in der Kategorie Tanz „Szenen des Lichts“ mit Grundschülern aus Wesel. Die Preisverleihung ist im September in Berlin.
Einstweilen aber ging eine neue „Zeitsprung“-Folge über die Bühne – vielmehr: über zwei Bühnen. Denn das neue Theater Gütersloh hat an das bundesweit einzigartige Bielefelder Projekt angedockt. In Anlehnung an Zölligs Choreografie „Vier Temperamente“ (im April in Gütersloh uraufgeführt) entstanden so „Characters I / II“.

Drei ehemalige Zöllig-Tänzer erarbeiteten in Gütersloh mit 90 Schülern und Erwachsenen Szenen weitgehend abstrakter, aber durchaus unterhaltsamer „Charakter-Studien“. Die Bielefelder Arbeit des zwölfköpfigen Ensembles mit 76 Laien im Alter zwischen 8 und 69 Jahren beeindruckte durch die Dynamik der oft diagonal über die Bühne geführten Gruppenszenen und erstaunliche Ausdrucksvielfalt in Soli und Duetten. So rührte ein schüchterner Junge als grob weggeschubster Außenseiter, ließ ein forscher „Leader“ schmunzeln. Ein zartes Blondzöpfchen strahlte Lebensfreude aus, eine gazellenschlanke junge Sportlerin mit Krönchen-Frisur malte mit lyrischen Armschwüngen Melancholie in den Raum. Und immer wieder trugen manche andere auf dem Rücken. Beste Unterstützung bot die Wahl sehr motorischer Musik von Slagerij van Kampen („A Long Walk on a Short Pier“ mit aparten Schlagwerkklängen) und Philipp Glass‘ „Low Symphony“. Möwenkreischen und Meeresrauschen setzten Zäsuren.

Die Überraschung: erstmals versammelten sich nicht alle Akteure zum Grandfinale auf der Bühne. Im verlöschenden Licht flüchteten sie in die schwarzen Kulissengänge. Als letzter schleppte ein Huckepackträger seine schwere Last weg. www.theater-bielefeld.de

 

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