Budget des NDT soll fast um die Hälfte gekürzt werden

Leitung der Kompanie entsetzt

Den Haag, 04/05/2011

Die Direktoren des Nederlands Dans Theaters sind entsetzt über die Empfehlungen des Holländischen Kulturrats (Raad voor Cultuur) vom letzten Freitag an Kulturminister Halbe Zijlstra. Darin schlägt der Kulturrat eine Kürzung der Subventionen des NDT um 40 bis 50 % vor. Der Kulturrat verortet die Kompanie in der Kategorie „regionale Tanzeinrichtung“ für die Gegend um Den Haag. Seit vielen Jahrzehnten gilt das NDT als eine der führenden modernen Ballettkompanien der Welt und hat große Choreografen wie Jiří Kylián, Hans van Manen, Lightfoot & León hervorgebracht, neben anderen, gefeierten Choreografen und Tänzern. Die Kompanie ist die nationale und internationale Galionsfigur des modernen Tanzes in Holland. In einem Brief an die Zeitung Volkskrant betonen die Direktoren des Nederlands Dans Theaters, wie enttäuscht sie von dieser Empfehlung des Kulturrats sind. Sie klagen das Gremium an, einerseits keine Wahl treffen zu können, obwohl es andererseits drakonische Kürzungen beabsichtigt: „Sie haben nach der Kettensäge gegriffen und es sollen riesige Stücke bei allen Institutionen abgehackt werden, ob sie nun groß oder klein, gut oder schlecht, wertvoll oder totes Gewicht sind. Wim Pijbes, Direktor des Reichsmuseums: ‚Wir alle werden ein Bein verlieren, das heißt wir hinken alle.‘ Beim NDT haben wir mehr als ein Bein verloren – diese Dezimierung lässt uns völlig ohne Gliedmaßen zurück. Das ist noch viel beunruhigender, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass das Budget unserer Kompanie aus wenig mehr als nur den Gehältern der Tänzer besteht, womit uns diese Kürzungen verkrüppelt zurücklassen.“ Die verschiedensten Bewertungs-Kommittees hatten das künstlerische und wirtschaftliche Niveau der Kompanie in den letzten Jahren für extrem hoch befunden. Im Dezember 2010 wurde dort berichtet, dass das Nederlands Dans Theater im Bereich der künstlerischen Qualität zum allerhöchstem Niveau gehört. Die Kompanie zeigt jedes Jahr mehr als 150 Aufführungen in den Niederlanden und in anderen Ländern, sie ist ein willkommener Gast bei Staatsbesuchen. Deshalb ist sie ein Botschafter der Niederlande und der holländischen Kultur und hat eine bessere als die engstirnigen Beurteilung verdient, die der Kulturrat nun vorschlägt. Die Direktoren des NDT: „Der Rat befindet, dass das NDT eine „regionale Einrichtung“ für die Gegend um Den Haag werden soll statt einer internationalen oder auch nur nationalen Kompanie. Er rät, die Zahl der internationalen Vorstellungen soweit zu reduzieren, dass sie eher eine Ausnahme bleiben, und er empfiehlt stattdessen, die Vorstellungen auf die Städte Hoek van Holland, Rijswijk, Voorburg und Wassenaar zu begrenzen, statt nach New York City, Melbourne oder Buenos Aires zu gehen. Die Begrenzheit dieses Berichtes ist erstaunlich – wir finden unser Publikum in der ganzen Welt, und diese Zuschauer sind es, nicht der Kulturrat, der darüber beschließt, ob das Nederlands Dans Theater eine internationale oder eine regionale Tanzkompanie ist.“ Nach Zeitungsberichten sollen die Subventionen des NDT von 7 auf 4,5 Millionen Euro gekürzt werden. Der Raad voor Cultuur soll insgesamt 125 Millionen an Kultursubventionen kürzen, nach Plänen der neuen niederländischen Regierung sollen zwischen 2012 und 2015 insgesamt 200 Millionen Euro an staatlichen Kultursubventionen eingespart werden. Außerdem wurde die Mehrwertsteuer für Karten im Bereich der Darstellenden Kunst wird von 6 auf 19 Prozent erhöht. Seit Oktober regiert in den Niederlanden eine Koalition aus der liberalen VVD und der christdemokratischem CDA, toleriert von der rechtspopulistischen PVV. www.ndt.nl

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