Monique Janotta

Primaballerina und Ballettmeisterin

Düsseldorf, 08/07/2010

Während der letzten Ballettwerkstatt des Balletts am Rhein Düsseldorf Duisburg Anfang Juni nahm Martin Schläpfer mit einem roten Rosenstrauß Abschied von seiner Ballettmeisterin Monique Janotta. In seinem Dank unterstrich er, dass sie sich gleich gut verstanden haben, obwohl die Zusammenarbeit mit Janotta erst in dieser seiner ersten Düsseldorfer Spielzeit begonnen hat. Monique wird weiterhin als Gast die Kompanie trainieren.

Monique Janotta hat den öffentlichen Unterricht auf der Bühne gegeben. Um 10:30 Uhr werden die Türen des Zuschauerraumes aufgehen, um 10 Uhr stehen die Tänzer bereits im Probenraum des Opernhauses an der Stange. Frau Janotta achtet sehr darauf, die Tänzer richtig zu platzieren und dynamisch aufzuwärmen. Das sehr tänzerische Adagio, das dann auf der Bühne mit Publikum stattfindet, ist durch das Épaulement und den lyrischen Port de bras von Monique geprägt.

So ein öffentlicher Unterricht ist natürlich dazu da, die Kompanie bei der Arbeit zu präsentieren und das macht Frau Janotta mit viel Tempo. Die Petits allegro sind brillant, viel Batterie und Richtungswechsel! Die exzellenten Tänzer wiederholen immer wieder die Übungen mit viel Freude. Monique Janotta macht noch viel vor und ist dabei immer sehr präzise. Ihr harmonischer Port de bras begleitet tänzerisch die abschließende Cool-down-Übung.

Nach der sehr interessanten Probenarbeit von Martin Schläpfer zu der letzten Premiere der Spielzeit habe ich die Gelegenheit bekommen, meine sechs Fragen der Primaballerina Monique Janotta zu stellen.


1. Wie und wann sind Sie zum Unterrichten gekommen? 

Monique Janotta: Ich habe 1998 auf Bitte des damaligen Ballettdirektor Youri Vàmos angefangen, die Kompanie zu unterrichten. Ich hatte schon sehr jung das Gefühl, dass ich helfen kann. Es war erst ein Instinkt, seitdem arbeite ich an meinem Training.

2. Welche Meister haben Sie nicht vergessen? Und warum?

Es gibt so viele! Ich bin in Paris geboren, habe an der Akademie Serge Lifar angefangen. Ich hatte ein gutes Gefühl für Bewegung, fürs Drehen und Springen - meine Lehrerin Léone Mail hat mir das Wie beigebracht! Sie hat mir die Liebe zur Qualität gelehrt! Wichtig für mich war auch Serge Golovine, eine reine Seele. Er hat mir die Kunst der Interpretation beigebracht. Sehr beeinflusst hat mich der Unterricht von Raymond Franchetti und seine schlichte, ungekünstelte und saubere Methodik.

3. Sind Sie der Meinung, dass man das Lehren lernen kann? Wenn ja, wie sollte Ihrer Meinung nach so eine Ausbildung aussehen? 

Bis zu einem gewissen Punkt. Man muss Talent zum Unterrichten und Weitergeben haben. Es gibt einen großen Unterschied, ob man Kinder unterrichtet oder professionelle Tänzer, das darf man nicht vergessen!

4. Muss für Sie ein Lehrer professionell getanzt haben? 

Er muss zumindest eine professionelle Ausbildung haben. Es ist nicht jedem Tänzer gegeben zu unterrichten. Für mich war es leichter zu tanzen als zu unterrichten. Als Tänzerin ist man egoistisch mit sich selbst beschäftigt, als Trainingsleiterin muss ich oft vergessen, dass ich getanzt habe!

5. Was ist für Sie das Wichtigste für erfolgreichen Unterricht?

Nicht mogeln! Die Musik ist sehr inspirierend und wichtig für mich.

6. Welche Korrekturen sollen Ihre Schüler nicht vergessen? 

Épaulement – Port de bras – Atmen. Und die Genauigkeit!


Eine kurze Biografie
Monique Janotta ist seit 1996 Ehrenmitglied der Rheinoper in Düsseldorf/Duisburg und wurde mit dem Titel Primaballerina ausgezeichnet. Von Erich Walter eingeladen, seine „Giselle“ zu tanzen, blieb sie bis heute dem Ballett am Rhein verbunden. Ihre Ausbildung erhielt die Französin, die 1945 in Paris geboren wurde, an der Académie Serge Lifar und später am Conservatoire National Supérieur de Paris, wo ihre Lehrer u.a. Solange Schwartz, Carlotta Zambelli, Serge Peretti, Marika Besobrasova, Serge und Solange Golovine, Rosella Hightower, Raymond Franchetti und Alexandre Kalioujny sind. Mit 16 Jahren wird sie ins Ballet du Grand Ballet du Marquis de Cuevas engagiert, dann von Pierre Lacotte ins Ballett der Jeunesses Musicales de France. Danach tanzt sie in Serge Golovines eigener Kompanie und folgt ihm ans Ballet du Grand Théâtre de Genève, wo sie bald zur ersten Solistin ernannt wird. Dann geht sie wieder nach Paris, um beim Grand Ballet Classique de France zu tanzen, danach folgt 1970 ihr Wechsel an die Deutsche Oper am Rhein. Als Erste Solotänzerin tanzte sie alle großen Partien des Ballettrepertoires und arbeitete u.a. mit Glen Tetley und Heinz Spoerli zusammen. Hans van Manen und Jiří Kylián kreierten für sie Partien, Uwe Scholz schuf 1989 für sie die weibliche Hauptrolle in seinem Ballett „Wagner“. Monique Janotta gastierte auf der ganzen Welt. In den Jahren 1993 und 1994 war sie Gasttänzerin am NDT III. Seit 1998 gibt Monique Janotta als Ballettmeisterin an der Deutschen Oper am Rhein ihr Wissen an junge Tänzerinnen und Tänzer weiter und gastiert als Trainingsleiterin in den Ensembles von Leipzig, Warschau, Salzburg, Innsbruck und Karlsruhe. 1993 wurde ihr für ihre Rolle als Botschafter der französischen Kultur in Deutschland der Titel Chevalier des Arts et des Lettres verliehen.
 

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