Der Weg ist das Ziel

„Company“ – das neueste Projekt von fokus!tanzperformance e.V. in Hamburg

Hamburg, 31/01/2010

Seit Royston Maldoom’s „Rhythm is it“-Projekt mit den Berliner Philharmonikern sind landesweit ähnliche Vorhaben aus dem Boden geschossen – meist eine oder mehrere Größenordnungen kleiner. So auch „fokus!tanzperformance“ in Hamburg, das – so der Programmzettel – „Projekte für interessierte Menschen unabhängig von Alter, Herkunft, Sprache, Bildung oder körperlicher Konstitution entwirft und realisiert“. Jüngste Produktion: „Company“, ein Projekt des SeniorInnen-Tanzensembles „My Way“ (mit leider nur einem einzigen männlichen Darsteller) und der 4. Klasse der Grundschule Mümmelmannsberg, einem sozialen Brennpunkt Hamburgs. Die Musik – Streichquartette Nr. 2 und 5 von Philipp Glass sowie ein Tango von Astor Piazzolla – kam ausnahmsweise nicht vom Band, sondern wurde live und ebenso souverän wie einfühlsam gespielt von vier Mitgliedern des NDR-Sinfonieorchesters.

„Company“ war gedacht als „tänzerischer Dialog zum Thema Freundschaft“, geleitet von der Choreografin und Tanzpädagogin Gabriele Gierz. Eine Collage aus Antworten der SeniorInnen und SchülerInnen auf die Frage, was Freundschaft für sie bedeutet, machte den Anfang – sparsam hatte Gabriele Gierz hier Begegnungen zwischen den 60-80- Jährigen und 9-10-Jährigen arrangiert. Mal gingen sie aneinander vorbei, mal gefror der Bewegungsfluss zu Skulpturen, mal stützten die einen die anderen, umarmten sich Alt und Jung oder Gleichaltrige. Und so ging es weiter – eine Stunde lang. Ein Kommen und Gehen, Zusammentreffen und Auseinanderweichen, Sich-Verbinden und Lösen, zu zweit, zu mehreren, allein. Hätte Gabriele Gierz diese Sequenzen auf eine Viertelstunde begrenzt – sie wären von zwingender Überzeugungskraft gewesen, gerade im Zusammenspiel von Alt und Jung, Groß und Klein – erkennbar improvisiert auch hie und da. Auf eine volle Stunde gedehnt jedoch wirken diese Begegnungen – mit bedingt durch die sanfte, unaufgeregte Musik Philipp Glass’ – unweigerlich einschläfernd.

Schön anzusehen, sicher auch nicht einfach einzustudieren mit 9- und 10-jährigen SchülerInnen, aber mit 60 Minuten definitiv zu lang. So liegt der eigentliche Wert solcher Projekte sicher mehr im Werden des Stücks, in der gemeinsamen Kreation, in der Freude an der Bewegung, am Tanz, am Miteinander, Füreinander und Gegeneinander, im Austausch von Bewegungen, Meinungen, Ansichten, Wahrnehmungen. Da haben die beiden weit auseinanderliegenden Generationen sicher viel voneinander gelernt, und der Feuereifer, mit dem sie bei der Sache waren, konnte einen Teil der Langeweile durchaus wettmachen. Es bleibt die Vermutung, dass etwas mehr choreografische Phantasie vielleicht auch noch mehr Spannung auf die Bühne hätte bringen können.

 

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