Vierte Verleihung des Hein-Heckroth-Bühnenbildpreises an Robert Wilson (New York)

Festakt mit reichlich Prominenz im Stadttheater Gießen

Gießen, 20/04/2009

Bereits zum vierten Mal wurde der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis im Stadttheater Gießen verliehen, in diesem Jahr an den internationalen Künstler Robert Wilson aus New York. Vorgeschlagen wurde er – gemäß Auswahlverfahren - vom vorherigen Preisträger Achim Freyer. Die Heckroth-Gesellschaft (HHG) wurde 2001 gegründet, um an den in Gießen geborenen Maler und Bühnenbildner Hein Heckroth zu erinnern, der 1949 einen Oscar erhielt für die Ausstattung des Ballettfilms „The Red Shoes“ (Michael Powell). Der einzige Zweck der HHG ist die Ausrichtung der Preisverleihung; dies geschieht in Kooperation mit dem Land Hessen, Stifter des Preisgelds in Höhe von 5000 Euro, und der Stadt Gießen, die das Nachwuchspreisgeld von 2500 Euro gibt. Die Nachwuchspreisträger werden vom jeweiligen Hauptpreisträger vorgeschlagen, in diesem Jahr ist es Yashi Tabassomi aus Berlin, die seit langem mit Wilson zusammenarbeitet und ihn in ihrer Dankesrede als ihren Mentor bezeichnete.

Gießens Theaterintendantin Cathérine Miville konnte zahlreiche Besucher begrüßen, nicht nur aus dem kulturellen und politischen Leben der Stadt Gießen, sondern auch Vertreter der Landesregierung Hessen sowie Theaterleute aus Darmstadt, Frankfurt und Kassel. Initiatorin der Heckroth-Gesellschaft ist Dietgard Wosimsky, die in ihrer Gießener Galerie auch Ausstellungen mit Heckroth-Bildern organisiert hat. Zwei Jahre Vorbereitung waren notwendig für die Organisation der Preisverleihung; eine komplett ehrenamtlich geleistete Arbeit, die von großem Erfolg gekrönt ist. Den Namensgeber des Preises stellte Katharina Spielhaupter vor, die 1991 die Ausstellung im Deutschen Film-Museum Frankfurt kuratiert hatte, mit der erstmals in Deutschland das Filmschaffen des Malers und Bühnenbildners Hein Heckroth gewürdigt worden war. Sie zeigte eine Auswahl Filmausschnitte aus „The Red Shoes“ und aus dem Porträtfilm „Reinschrift aus Farbe und Form“, mit dem Hans-Georg Dickmann Heckroth ein filmisches Denkmal setzte.

In seiner Laudatio ging Heiner Goebbels, selbst Künstler, aber auch Professor für Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Gießen und Präsident der Hessischen Theaterakademie, auf die Arbeitsweise von Wilson ein und bekannte, dass er selbst davon geprägt wurde. Wilson ist für alle Bühnenbereiche zuständig, die er gleichwertig behandelt, doch verschmelze er diese nicht zu einem Einheitsbrei, sondern separiere jeden Bereich: die Bewegung von der Sprache, die Körper der Akteure, ja sogar einzelne Körperteile über das Licht. Auf diesem Weg ermögliche Wilson den Betrachtern, das Getrennte neu zusammen zu denken. Wilson denke Theater vom Besucher aus, ihm gehe es um audiovisuelle ästhetische Erfahrung, nicht um den pädagogischen Bildungsauftrag.

Für diese Analyse gab Wilson in seiner kurzen, englischen Dankesrede das beste Beispiel. Er erzählte auf pointierte Art und Weise eine Geschichte darüber, wie seine Stücke bei verschiedenen Menschen ankamen; bei einem kleinen Jungen, bei einem Künstler und bei seiner Schwester, die erst sehr spät eine Inszenierung von ihm anschaute. Alle befanden sie das Gesehene für zu langsam, seine Schwester erkannte dies als das typische Merkmal ihres Bruders. Auch Heiner Müller hatte einst formuliert, dass bei Wilson alle Kunst ihr Herkommen aus der Kindheit habe. Wilsons Laudatio auf die Nachwuchspreisträgerin Yashi Tabassomi war eine verzaubernde Performance: ein lautmalerisch zerdehntes Gedicht.
Die Urkunden, Medaillen und Schecks überreichten für das Land Hessen Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann (Wissenschaft und Kunst) und für die Stadt Gießen Kulturdezernent Harald Scherer. Die künstlerischen Beiträge an diesem kurzweiligen Vormittag kam auf Wilsons Wunsch von der Berliner Schauspielerin Angela Winkler, begleitet von Adam Benzwi (Kunstakademie Berlin) am Piano. Die Auswahl deutschsprachiger Lieder, letztlich alles Liebeslieder (Lehar, Bruinier, Brahms), waren in Winklers schlicht-zarter und schauspielerisch-gebrochener Darbietung ein großer Genuss.
www.hein-heckroth-ges.de

 

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