Reisesplitter aus Lausanne

Die Compagnie Linga in „Speeed“

Lausanne, 04/10/2007

Es ist meine sechste Produktion der Cie. Linga, die mich in diesem Herbst mal wieder an den Genfer See lockt. Normalerweise hat die kleine Kompanie unter der Leitung von Marco Cantalupo und Katarzyna Gdaniec immer eine Frühjahrs-Premiere (April) aber heuer gab's eine zweite auf Einladung des Festival International de Danse de Lausanne und diesmal nicht in der angestammten Residenz der Kompanie, dem Théâtre Octogone, sondern im Théâtre Sévelin, einer kleinen Experimentierbühne in einem städtischen Industriegebiet. Linga eröffnete das Festival am 26.9.2007 mit „Speeed (63 minutes chrono)“. Wie schon in vorangegangenen Produktionen so stellte sich das Choreografen-Duo Cantalupo/Gdaniec auch diesmal wieder ein Grundthema, um ihrer Arbeit ein Gerüst zu geben (bei „Emballe moi“ waren es der Konsumrausch und der Verpackungswahnsinn gewesen, in „La Kitchen“ ging es um die Befindlichkeiten von Individuen, die sich in der Kommunikationsnahtstelle „Küche“ begegnen.) Diesmal geht es also um die stetige Akzeleration in unserer Gesellschaft. Drei Duette bilden in dem ca. 1 Std. dauernden Stück die Seele der Choreografie. Drei Anker inmitten des überdrehten Chaos. Eins steht am Anfang, eins in der Mitte und das dritte markiert den Schluss. In ihrer meditativen Langsamkeit bilden sie sowohl den Kontrast als auch die Legitimation für die Dynamik der Ensembleszenen. Es sind drei physische Essays über das Verschmelzen der Schwerpunkte von zwei Tänzerkörpern. Eine Hohe Schule der Equilibristik. Speed in Zeitlupe. Hinreißend schön... und sexy.

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