Nach den Sternen greifen

Ballett der Pariser Oper gastiert im Grazer Opernhaus

Graz, 22/07/2006

Wie man einer gewöhnlich zirzensisch ausufernden Ballett-Gala entkommt und trotzdem eine sinnvolle Nummernfolge vom Feinsten zu Wege bringt: Die Lösung dieser Herausforderung bewerkstelligte das Ballett der Pariser Oper, das mit zehn jungen Tänzern noch bis heute, Samstag, im Grazer Opernhaus gastiert.

Klug ausgedacht
Nachwuchs, ergänzt mit den beiden Solisten Dorothée Gilbert und Alessio Carbone, misst sich in teils hochkarätigen Choreografien von Petipa-Nurejew bis Béjart. Gezeigt wird, mit welchem Respekt sich eine neue Generation so manches Standard-Werk des 19. und des 20. Jahrhunderts einverleibt. Und sich bereit macht für zeitgenössische Ansprüche.

Unter der musikalischen Leitung der Pianistin Elizabeth Cooper erhält der Abend eine weitere Dimension. Die Aufnahmen aus der Konserve, die Galas meist unerträglich machen, können auf ein Minimum reduziert werden. George Balanchines Gershwin-Ballett „Who cares?“ kommt live vom Klavier mit Geige und Perkussion. Ebenso ein „Schwanensee“-Teil.

Exquisit
Staunenswert ist bereits der Einstieg in die Romantik-Welt des Auguste Bournonville. Da trippelt Eléonore Guérineau herein, in der hierarchischen Rangliste der Pariser fast als Letzte, nämlich als „Stagiaire“ angeführt, um den berühmten Pas de deux „Blumenfest in Genzano“ mit Mathias Heymann zu eröffnen, und man hat augenblicklich die Plastizität und Schauspielkunst der Biedermeier-Ballerinen vor Augen. Wie überhaupt der gesamte Abend vor allem wegen der exquisiten Einstudierung der Auftritte begeistert.

Wann hat man zuletzt eine Sylphide (aus Bournonvilles gleichnamigem Stück) von solchem verführerischen Liebreiz gesehen wie jene von Pauline Verdusen und einen James, der den speziellen Stil so präzise und charmant in Szene setzt, wie Simon Valastro? Die Frage stellte man an dem Abend öfters.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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