In edler Schönheit musikalisch, aber langweilig

Anne Teresa de Keersmaeker mit „D'un soir un jour“ bei ImPulsTanz

Wien, 15/07/2006

Es ist zweifellos eine schöne Idee, sich von Watzlaw Nijinskys fragmentarisch erhaltenen Choreografien zu neuen Ufern treiben zu lassen. Mit diesem Ansinnen fügt sich die Flämin Anne Teresa de Keersmaeker, die mit der zweistündigen Produktion „D'un soir un jour“ das ImPuls Tanz-Festival im Burgtheater eröffnete, in die Reihe an Geschichte interessierter Choreografen ein.

Sie eröffnet, wie könnte es anders sein, mit der Re-Interpretation von Nijinskys legendärem, weil 1912 als sexuell-schwül erlebten „Nachmittag eines Fauns“. Die berühmt gewordenen Handmotive und lasziven Körperdehnungen interessieren sie vor allem formal. Freilich tritt so manche Nymphe nackt, nur mit einem Hauch an Stoff bekleidet, auf und führt das Thema des Lust verströmenden Fauns weiter. Bis zur Pause variiert Keersmaeker mit ihren trendig gestylten Tänzern Motive der überlieferten Choreografie, die sie in ihr eigenes, fließendes Bewegungsmaterial integriert.

Auf der nahezu leeren Bühne, mitunter wird auf Tischen getanzt, entwickelt sich auf diese Art und Weise eine lockere Spielerei mit Alt und Neu, Fremdem und Eigenem. Zwingender kommt die musikalische Zusammenstellung daher, in der mit Claude Debussys „Faun“ begonnen wird, und Strawinsky als auch der sich an den Vorgängern orientierende zeitgenössische Komponist George Benjamin vereint werden. Die Textur des „Fauns“ darf man noch als bekannt voraussetzen. Von einem weiteren Nijinsky-Debussy-Ballett, „Jeux“ (1913), ist allerdings fast nichts Originales erhalten. Das weiß auch Keersmaeker, die sich nach der Pause für die im Tennismilieu angesiedelte Liebelei mit einem Film-Ausschnitt aus Michelangelo Antonionis Hit „Blow Up“ behilft.

Daraus wird dann auch auf der Bühne zitiert, auf der sich eine weißgeschminkte, heitere Tänzerschar einfindet. Wie sich Teil zwei zu Teil eins verhält, wird wenig ersichtlich. Zu beiläufig hingestreut wirkt diesmal der Keersmaeker‘sche Flow.

Link: www.impulstanz.com 

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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