Junge Tanztalente

Sieben glückliche PreisträgerInnen beim 22. Internationales Solo-Tanz-Theater Festival im TREFFPUNKT Rotebühlplatz Stuttgart

Als zentrales Thema setzten sich die KünstlerInnen in diesem Jahr mit Identitätsfragen auseinander: Wer bin ich, wie verorte ich mich in der Gesellschaft, was macht Persönlichkeit aus?

Stuttgart, 19/03/2018

342 Bewerbungen, 18 Solostücke, 11 FinalistInnen und 7 PreisträgerInnen – das ist die Bilanz des 22. Internationalen Solo-Tanz-Theater Festivals in Zahlen. Vier Tage lang drehte sich im TREFFPUNKT Rotebühlplatz in Stuttgart alles um den zeitgenössischen Tanz. Am Sonntagabend verkündete die Jury nach einem spannenden Finale die PreisträgerInnen. Als zentrales Thema setzten sich die KünstlerInnen in diesem Jahr mit Identitätsfragen auseinander: Wer bin ich, wie verorte ich mich in der Gesellschaft, was macht Persönlichkeit aus? Jurysprecher Bernhard Fauser erklärte: „Wir waren beeindruckt von den vielfältigen Bewegungssprachen, Techniken und der Ausdrucksfähigkeit, mit der die Tänzerinnen und Tänzer ihre Themen darstellten. Wir haben sehr konstruktiv miteinander diskutiert und waren uns relativ schnell einig, obwohl wir aus ganz unterschiedlichen Tanzrichtungen kommen.“

Die PreisträgerInnen sind:
1. Preis Choreografie: Angel Duran Muntada (Spanien) mit „The Beauty of it“
Jurybegründung: „Ein Stück voll präzisem und gut konstruierten Willen. Video, Text, Musik und Bewegung korrespondieren mit der Idee und dem Konzept. Die Art des Ausdrucks spiegelt den Inhalt des Stückes wider.“

2. Preis Choreografie: Lukas Karvelis (Litauen) mit „Blank spots“
Jurybegründung: „Mit einem mutigen Konzept präsentierte uns Lukas Karvelis die Dualität einer Persönlichkeit und durchlief in seiner Choreografie eine Transformation. Er entwickelte und nutzte innovative Bewegungen, indem er seinen tänzerischen Hintergrund in verschiedenen Kontexten einsetzte. Er fesselte das Publikum, gerade weil er verschiedene Persönlichkeiten in sein Stück einbettete.“

3. Preis Choreografie: Roberta Ferrara (Italien) mit „EQUAL TO MEN“
Jurybegründung: „Man kann die Dynamik zwischen Choreografin und Tänzerin spüren. Ein raffinierter Bewegungsaufbau, der begeistert. Sie nutzt den gesamten Raum mit einem Wechselspiel zwischen großen und kleinen Bewegungen. Ihre Musikalität ist großartig. Roberta Ferrara macht die Männlichkeit der Amazonen für das Publikum sichtbar.“

1. Preis Tanz: Francesca Bedin (Italien) mit „In dieser Frau“
Jurybegründung: „Die geborene Tänzerin mit einer sehr starken Bühnenpräsenz! Ohne Effekthascherei präsentiert Francesca Bedin ihre enorme Qualität und Bandbreite an Bewegungen. Authentisch, dabei stets eine klare Aussage im Blick, nimmt sie uns mit auf ihre Entdeckungsreise zum Thema Weiblichkeit.“

2. Preis Tanz: Kévin Coquelard (Frankreich) mit „Le Somnanbule“
Jurybegründung: „Er hat die Fähigkeit, sich ehrlich auf eine ganz individuelle Art auszudrücken. Er bringt dabei eine Vielfalt an Techniken mit, die er aber nicht nutzt, um anzugeben. Er „übersetzt“ Impulse in Bewegung, unvorhersehbar mit einer fantastischen Technik; er über- rascht sich selbst und die Zuschauer.“

3. Preis Tanz: Tonia Laterza (Italien) mit „EQUAL TO MEN“
Jurybegründung: „Sie überzeugt durch ihre unglaubliche Hingabe an das Stück und zeigt eine Vielzahl an Facetten. Wir schätzen ihre Ausdauer und Fähigkeit, zwischen kleinen und großen Bewegungen zu wechseln. Tonia Laterza zeigte starke Details, verfügt über eine enorme Bühnenpräsenz und eine geerdete Persönlichkeit.“

Publikumsliebling aus den Vorrunden war der Beitrag „environ et moi“ des Senegalesen Abdoulaye Diallo, der in seinem Solo ein nicht nur für sein Heimatland ökologisch und politisch brisantes Thema aufgriff: Müll(vermeidung). Er gewann den von Nicole Weyandt und Michael Deiml gestifteten Public’s First Choice Prize.

Den von Christine Gugel gestifteten Public's Final Choice Prize konnte Kévin Coquelard (Frankreich) für „Le Somnanbule“ mit nach Hause nehmen.

Der Videodance Prize, gesponsert von der Stuttgarter moving-angel film production von Jean Christophe Blavier und Birgit Baumgärtner, ging in diesem Jahr an Lukas Karvelis (Litauen) für „Blank spots“. Begründung: „Lukas Karvelis hat uns in „Blank Spots“ mit seinem künstlerischen Konzept und seiner technische Leistung als Tänzer überrascht. Kostüm, Requisiten, Tanztechnik und Akro- batik haben uns unerwartete Momente beschert; der Aha-Effekt war von Anfang bis Ende präsent. Lukas Karvelis ist mutig, stark im Ausdruck, musikalisch, erotisch, elegant, theatralisch, frisch und unglaublich offen.“

Ricardo Fernando, Ballettdirektor und Chefchoreograf am Theater Augsburg, entschied sich für den Residenzpreis für Roberta Ferrara (Italien).

Neu in diesem Jahr ist die Verleihung des Eastman Prize Stuttgart, der an Francesca Bedin (Italien) ging. Sie darf am „Eastman Summer Intensive 2018“ teilnehmen, einem zweiwöchigen Workshop in Antwerpen. Vergeben wird der Preis von der Kompanie Eastman, dessen künstlerischer Leiter Sidi Larbi Cherkaoui ist. In der Jury für den Preis waren Guy Pauwels (Koordinator des Eastman Summer Intensive), Damien Fournier (Eastman-Tänzer und Mentor des Eastman Summer Intensive) und Jonas Schildermans (artistischer Assistent bei Eastman). Ihre Begründung: „Sie beschäftigt sich mit einem sehr wichtigen Thema mit großer Achtung vor der Menschlichkeit und dem menschlichen Körper. Wir fühlen in ihrem Solo ein Streben für Gleichheit zwischen Frauen und Männern, ein Ziel, das wir mit hoher Priorität fördern.“

Der Jury gehörten in diesem Jahr an:
Bernhard Fauser, künstlerischer und geschäftsführender Leiter der HebelHalle, Künstlerhaus UnterwegsTheater, Geschäftsführer des Choreographischen Centrum Heidelberg
Ricardo Fernando, Ballettdirektor und Chefchoreograf am Theater Augsburg
Diana Fontes, Gründerin und künstlerische Leiterin der „Encontro de Dança Contemporânea“ in Natal, Brasilien
Toula Limnaios, künstlerische Leiterin und Choreografin der cie. toula limnaios in Berlin
Josh Martin, Performer, Choreograf und künstlerischer Co-Direktor der in Vancouver
ansässigen „Company 605“


Die diesjährigen PreisträgerInnen werden bei der Gala der Preisträger am 16. und 17. November 2018 wieder zu Gast im TREFFPUNKT Rotebühlplatz sein. Die Gala ist zugleich der Auftakt der Tournee durch Süddeutschland.

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