Ein präzises Jein zur Romantik

Zum siebten Mal schon hat Karin Kirchhoff für das Theater in Heilbronn ein kleines, feines Tanzfestival kuratiert. Und ohne gefällige Anbiederung traut und mutet sie dem Publikum in der Stadt ohne eigenes Tanzensemble aktuellen zeitgenössischen Tanz zu. Das diesjährige Festival steht im Zeichen der „Männer unter sich“; nur der Eröffnungsbeitrag tanzte im wahrsten Sinn des Wortes außerhalb der Reihe. Die neun Ensemblemitglieder des aus Israel stammenden Emanuel Gat – darunter fünf Tänzerinnen – machen ganz perfekt vor, wie Gruppendruck unter Gleichberechtigten funktioniert. Jeder ist Erfinder, jeder ist Mitmacher – und die Spielregeln wechseln beständig. Alles ist eine Frage der Energie, der Bewegungsphantasie und natürlich, wie cool und witzig die übrigen Gruppenmitglieder den Anstoß gerade finden.

Emanual Gat hat die Truppe vielfach sich selber tanzen, also das Bewegungsmaterial mit entwickeln, lassen – und dann akribisch auf den Punkt gebracht. Strand-Romantik? Da kommt höchstens Ironie auf. Auf einem weißen Tanzteppich-Geviert setzen sich die TänzerInnen immer wieder in Szene, rennen von außen ins Rampenlicht und begeistern andere fürs Mitmachen – oder auch nicht.

Den Soundtrack für diese lebhafte Inneneinsicht in eine Peer-Group liefern die Tänzer zum Teil selbst – mit Elektrogitarre, Gesang und Geschrei oder einfach nur elektronisch verstärkten Bewegungsgeräuschen, die Emanuel Gat kunstvoll zu einem an- und abschwellenden Klangteppich verwebt. Am Ende, ja da versucht es der eine oder andere dann doch ganz vorsichtig mit ein bisschen Romantik, sprich Zweierbeziehung – denn in so einer angesagten „In“-Truppe kann man auch ganz schön einsam sein. Viel Beifall im ausverkauften Theater für eine ungewöhnliche und hochaktuelle Produktion, die Ende letzten Jahres für das Danse Festival in Montpellier produziert wurde.