„Echte Männer“ von Maria Damm an der tjg.theaterakademie Dresden

„Echte Männer“ von Maria Damm an der tjg.theaterakademie Dresden

Reine Männersache

In der neuesten tjg.theaterakademie-Produktion tanzen „Echte Männer“

So professionell kann Theater mit Laien sein. Die sechs jungen Männer dieser Produktion sind alle keine Tänzer, sie tun auch nicht so als ob, sondern lassen sich darauf ein, die Möglichkeiten ihrer bewegten Körper zu erkunden.

Dresden, 18/03/2015

So professionell kann Theater mit Laien sein. Die sechs jungen Männer sind alle keine Tänzer, sie tun auch nicht so als ob, sondern lassen sich darauf ein, die Möglichkeiten ihrer bewegten Körper zu erkunden. „Echte Männer“ heißt das Stück im Theater auf der Treppe und für die choreografische Regie zeichnet Maria Damm verantwortlich, Studentin für Tanzpädagogik an der Palucca Hochschule in Dresden. Entstanden ist eine knapp einstündige Arbeit, die das junge Publikum begeistert und die durch die unverstellte Authentizität der Tänzer überzeugt.

Zunächst üben sich die Akteure in kampfsportähnlichen Übungen, konkurrieren in wilden Liegestützen bis zur Atemnot. Mit der in der Bewegung erzeugten Musikalität der Atmung geht die Choreografin immer wieder auch tänzerisch um. Dann gibt ein junger Tänzer eine Bewegungsvariation vor. Besonders gelingen die weichen Führungen der Arme mit abschließenden, zarten Haltungen der Hände. Die anderen Tänzer übernehmen die Vorgabe, zunächst jeder für sich, dann paarweise, im synchronen Gegenüber. Die Gruppenbilder lösen sich auf, kommen wieder zusammen, es entstehen dynamische Körperbilder.

Humorvoll begeben sich die Akteure in eine östlich-westliche Sprachverwirrung um dann aber nach vorwiegend moderater Klaviermusik zu tanzen. So wie der Tanz in die Höhe strebt, so kommentieren sie ihre Höhenwettbewerbe auch mit entsprechenden Vokalisen. Wer hat die höchsten Töne, wer die tiefsten.
Der Humor kommt nicht zu kurz, ein Tänzer gerät in tranceartige Tangovariationen mit einem Besen in Ermangelung eines Partners, was die anderen dazu animiert als Gruppe in synchronen Bewegungen zu reagieren.
Überhaut geht es immer wieder um Aktion und Reaktion, mitunter auch in Passagen, die so etwas wie die Spannung zwischen Gewalt und Zärtlichkeit assoziieren. Schön anzusehen, wenn die „echten“ Männer mal ganz albern werden, den Hampelmann heraus lassen oder in skurriler Eitelkeit über den imaginären Catwalk stolzieren.

Sie tragen weiße Hemden, Jeans und tanzen auf blanken Sohlen. Sie kommen immer stärker in den Sog der Bewegung und verharren dann wieder beinahe bewegungslos und lassen es sich gefallen, liebevoll vom Publikum ausgelacht zu werden, wenn bei scheinbarem Kontrollverlust die Kopfhaut ihre eigenen Tänze vollführt.
Sehr sensibel gelingen die Szenen der Kontaktaufnahme, die aus Blicken sich entwickelnden Berührungen, es kommt zu kraftvollen Hebungen und zu gemeinsamen Tanzvarianten. Keine Versuche der Imitationen dessen, was angesagt ist, kein Breakdance, keine holpernden HipHop-Versuche, kein Spiel mit dem Klischee, dass echte Kerle rocken müssen.

Die Choreografin Maria Damm verbirgt nicht, dass sie klassisch grundierte Ansprüche vermittelt hat. Die jungen Männer lassen sich darauf ein und dürften selbst erstaunt sein, welche Möglichkeiten der tänzerischen Kommunikation in ihnen verborgen sind. Gerne lassen sie sich feiern, wenn die Lust daran überspringt, innerhalb der Vorgaben künstlerischer Grenzen in bis dahin ungeahnte Weiten echter Männlichkeit zu gelangen. Am Ende gehen alle sehr direkt auf das Publikum zu. Und wenn die ersten bereit gewesen wären, aufzustehen und auch auf die Bühne zu gehen, dann erlischt das Licht. Der Tanz geht weiter. Ganz sicher nicht nur in den Köpfen.

Nächste Vorstellung am 4. Juli im tjg. und dann wieder in der nächsten Saison.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern