Das Stanislawski Ballett aus Moskau gastiert mit „Manon“ am Ballett am Rhein

Das Stanislawski Ballett aus Moskau gastiert mit „Manon“ am Ballett am Rhein

Federleicht getanzt

MacMillans „Manon“als Gastspiel aus Moskau

Zum zweiten Mal gastiert das Stanislawski-Ballett Moskau in Düsseldorf. Im Gegenzug wird das Ballett am Rhein im Juni in der russischen Partnerstadt mit Martin Schläpfers "7" (auf Gustav Mahlers 7. Sinfonie) auftreten.

Düsseldorf, 09/02/2015

Das tragische Schicksal der lebenslustigen Manon nach dem Roman des Abbé Prévost von 1731 hat Komponisten wie Jules Massenet, Giacomo Puccini bis hin zu Hans Werner Henze und auch Choreografen zu theatralischen Werken inspiriert. So verfasste Kenneth MacMillan das Libretto zu seiner Choreografie, die 1974 vom Royal Ballett London uraufgeführt wurde und bis heute weltweit zum Repertoire großer klassischer Kompanien gehört - auch des Moskauer Stanislawski-Balletts. Es gastiert damit im Opernhaus Düsseldorf. Im Gegenzug wird das Ballett am Rhein im Juni in der russischen Partnerstadt mit Martin Schläpfers Ballett „7“ (auf Gustav Mahlers 7. Sinfonie) auftreten.

Das mitgebrachte Bühnenbild von Nicholas Georgiadis – ein mit bunten Tüchern verhängtes und sehr flexibel wandelbares Halbrund - wirkt wie eine Wanderbühne. So bleibt das Ballett Theater auf dem Theater im Rokoko-Ambiente mit Rüschenkleidchen und Jabot, Kringellöckchen-Frisuren und Allongeperücken. Das passt irgendwie. Denn nichts deutet auf eine Interpretation aus heutiger Sicht hin. Fröhliches Treiben herrscht auf dem Marktplatz, wo Kutschen mit reichen Fremden ankommen, aber auch das junge Mädchen Manon Lescaut, das vom Bruder in ein Kloster gebracht werden soll, weil es sich daheim gar zu übermütig und undiszipliniert aufführt. Ein wohlsituierter älterer Herr will das schöne, junge Ding dem Bruder abkaufen.

Während man verhandelt, hat sich Manon längst in den ernsten Literaten Des Grieux verguckt und flieht mit ihm. Ein turbulentes Leben zwischen arm und reich beginnt – Manon nimmt alles mit, was sich ihr bietet, aber endet schließlich als Prostituierte, die auf einer Galeere nach Amerika entführt wird. Auf der Flucht stirbt sie erschöpft in den Armen des heimlich mitgereisten Des Grieux.

MacMillans lebhafte Choreografie, die reichlich Raum für kleine Charakterstudien bietet, unterhält mit großen Gruppenszenen (auf eigentlich viel zu enger Bühne) und Duetten mit allerlei raffinierten Hebefiguren, Pirouetten und Sprüngen für das Liebespaar, spritzige Soloeinlagen auch für Randfiguren wie Lescauts Liebchen. Anders als beim Bolshoi-Ballett, das mit strenger klassischer Virtuosität prunkt, wird hier hinreißend frisch und federleicht getanzt. Die Darstellungskunst aber etwa des Stuttgarter Balletts, das diese Choreografie als zweite Kompanie aufführte, vermisste man schmerzlich. Die Herzen des Publikums flogen den Solisten bei der Premiere am Freitag dennoch zu - allen voran der jungen Natalia Somova (Manon), dem sehr natürlichen Dmitry Sobolevsky (ihr Bruder), der kokett leichtfüßigen Oksana Kardash (dessen Geliebte) und auch dem reichlich ernsten Alban Lendorf (Des Grieux).

Noch immer kommt das Arrangement aus Orchesterstücken von Jules Massenet (bearbeitet von Martin Yates) bisweilen recht zähflüssiges „Stückwerk“ über – kein Vergleich mit der genialen Rhythmik und Dramatik einer Tschaikowsky-Partitur oder auch eines Ludwig Minkus. Die Duisburger Philharmoniker mühten sich redlich und glänzten am Premierenabend unter der Leitung vom GMD des Moskauer Musiktheaters Felix Korobov auch mit klangvollen Sololeistungen von Flöte, Horn, Violine und Cello.

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