„Fanfare LX“ von Douglas Lee

„Fanfare LX“ von Douglas Lee

Aktuelles aus der Choreografen-Schmiede

„Made in Germany“: eine hauseigene Gala des Stuttgarter Balletts in Ludwigshafen

Man kann, wenn man als Choreograf das klassische Ballett ins Zeitgenössische herüberretten will, grundverschiedene Wege gehen: zum einen, das klassische Bewegungsrepertoire ausreizen und bis an die anatomischen Grenzen treiben; zum anderen versuchen, diese Bewegungssprache neu und phantasievoll zu variieren.

Ludwigshafen, 29/12/2014

Man kann, wenn man als Choreograf das klassische Ballett ins Zeitgenössische herüberretten will, grundverschiedene Wege gehen: zum einen, das klassische Bewegungsrepertoire ausreizen, intensivieren und bis an die anatomischen Grenzen treiben; zum anderen versuchen, diese Bewegungssprache neu und phantasievoll zu variieren, zu ergänzen und zu bereichern. Letzteres gelingt neuerdings einem Choreografen ganz besonders gut, der nach einem fulminanten Handlungsballett-Einstand („Krabat“) in Stuttgart zum Hauschoreografen berufen wurde: Demis Volpi. Sein charmanter preisgekrönter Pas de Deux „Little Monsters“, getanzt von Alicia Amatriain und David Moore, war einer der Höhepunkt des Programms; im Solo „Allure“ lotete Myriam Simon die vielen Facetten des Frau-Seins überzeugend aus. Auf die Hochstilisierung dagegen versteht sich der ehemalige Stuttgarter Startänzer Douglas Lee, der mit dem Sextett „Miniatures“ und dem spannungsgeladenen Pas de Deux „Fanfare LX“ vertreten war.

Wenn das Stuttgarter Ballett ein hauseigenes Galaprogramm stemmt, das bescheiden „Made in Germany“ heißt, aber mit Fug und Recht auch den Titel „Made in Stuttgart“ tragen könnte - weil nicht nur die Tänzer, sondern auch die Stücke aus Stuttgart stammen - darf Marco Goecke nicht fehlen. Der mit seinen extravaganten Bewegungserfindungen längst auch international renommierte Hauschoreograf sollte den Auftakt beisteuern. Allerdings musste kurzfristig umdisponiert werden, und als Ersatz gab es einen weitaus sanfteren Einstieg: einen Ausschnitt aus „Ssss...“ von Edward Clug, seiner für Stuttgart geschaffenen Interpretation der „Nocturnes“ von Chopin.

Stuttgart hat zu Recht einen Ruf als Choreografen-Schmiede. Die Liste der Ballettdirektoren, deren Erfolgsgeschichte auf der Stuttgarter Bühne begann, ist beeindruckend; auch der Mannheimer Ballettdirektor Kevin O’Day wurde dort entdeckt. Und so ist es mehr als nur eine nette Geste, wenn zwei neue Choreografen aus dem eigenen Haus Stücke für die Gala beitragen durften. Halbsolistin Katazna Kozielska steuerte mit „Bite“ hoch athletischen Roboter-Tanz bei, und bei Solist Roman Novitzky gab es was zu lachen. In „Are you as big as me“ wird der gängige männliche Konkurrenzkampf von drei Tänzern schön auf die Schippe genommen.

Einzig nicht in Stuttgart entstanden, dafür aber internationales Gala-Pflichtprogramm ist der berühmte Pas de Deux aus dem dritten Akt von „Don Quichote“. Das Sahnehäppchen fürs Publikum (Choreografie: Maximiliano Guerra, Musik: Tschaikowsky) beschloss die vorweihnachtliche Gala im Pfalzbau. Intendant Reid Anderson, der in letzter Zeit eine Reihe langjähriger Solisten ziehen lassen musste, überzeugte sich selbst davon, dass sein neues junges Traumpaar Elisa Badenes und Daniel Camargo die virtuosen Raffinessen dieses Bravourstückchens glänzend meisterte.
 

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