Krabbeltanz mit Entenfang

„Sensational“ bei Tanz im August

Jordi Colomina und Eulàlia Ribera sind die Begründer von Imaginart – einer katalanischen Theaterkompanie. In seinen letzten drei Projekten hat das Künstlerpaar sich auf sinnliche Erlebniswelten für Kleinkinder spezialisiert.

Berlin, 01/09/2014

Jordi Colomina und Eulàlia Ribera sind die Begründer von Imaginart – einer katalanischen Theaterkompanie, die Mitmachprojekte für Kinder unterschiedlichen Alters konzipiert. In seinen letzten drei Projekten hat das Künstlerpaar sich auf sinnliche Erlebniswelten für Kleinkinder spezialisiert. Emotionen, Neugier und Phantasie werden dabei groß geschrieben. Beim Festival Tanz im August war das Ensemble mit „Sensational“ zu Gast, einem „interaktiven Spielplatz“ für Menschen zwischen 18 Monaten und 3 Jahren.

Mehrmals täglich kommen Familien und Kindergärten an diesem Wochenende ins Theater an der Parkaue, um an „Sensational“ teilzunehmen. Die Gruppen sind klein. Ungefähr 10 Kinder laufen und robben pro Durchlauf für eine gute halbe Stunde über einen weißen Tanzteppich – ein Nährboden digitaler Phantasie, auf dem – wie von Zauberhand gelenkt – Blumen blühen, Entenmütter im Watschelgang ihre Kücken spazieren führen und Fische unter künstlichen Wasseroberflächen schwimmen. Dazu läuft mal munter erheiternde, mal verklärt beruhigende Traumzauber-Musik. Die weltoffenen Kleinen reagieren darauf mit (gut einkalkulierter) natürlicher Entdeckerlust. Sie verfolgen die Projektionen fasziniert mit ihren Blicken, laufen ihnen nach und versuchen sie einzufangen. Ob diese urmotivierte Kindermotorik einen tieferen ästhetischen Ansporn bieten kann oder die Kompanie – wie sich im doppeldeutigen Titel des Projekts schon ankündigt – nicht vielmehr auf Showeffekte setzt, bleibt an diesem Morgen offen. Einen pädagogischen Qualitätsanspruch muss man der Kompanie allerdings zugestehen, denn für das seelische Wohl der Kleinen ist auf allen Ebenen bestens gesorgt. Eine Tänzerin begleitet die Kinder beim Spielen, Tempo und Lautstärke von Animation und Musik sind gemäßigt und für den seelischen Bedarfsfall sitzen die Eltern direkt in ihrer Nähe, am Rande der Spielfläche.

Fragwürdig bleibt bei dieser gut gemeinten tänzerischen Früherziehung jedoch, warum schon die Jüngsten am hellichten Tag in dunklen Bühnenräumen mit Vorläufern virtueller Welten vertraut gemacht werden müssen und warum diese Veranstaltung im Rahmen des Festivals als Produktion und nicht als pädagogisches Begleitprogramm angekündigt wird.
 

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