Zwei hinreißende Kinderballette

Kyliáns „L‘enfant et les sortilèges“ und Harts „Peter und der Wolf“auf DVD/Blu-Ray

Beide Ballette gingen unzählige Male einzeln über Fernsehschirme in aller Welt. Zusammen bilden sie ein perfektes Team. Sie haben durchaus kindgerechte Längen. Was in beiden Geschichten genau passiert, erfahren die Zuschauer durch Erzähler.

2006 brachte der Klassik-Anbieter Arthaus-Musik zwei der schönsten Ballette für Kinder zusammen auf einer DVD heraus: Jiří Kyliáns Choreografie der Ravel-Oper „L'enfant et les sortilèges“ (Das Kind und die Zauberdinge) von 1986 für das Nederlands Dans Theater und Matthew Harts Einstudierung von Prokofieffs musikalischem Märchen „Peter und der Wolf“ für die Royal Ballet School (London 1997). Für letztere speziell erhielt Arthaus-Musik 2008 den Oscar in der Kategorie „Best animated short film“. Nun bietet der Vertrieb den vergriffenen, hinreißenden Zweiteiler mit neuem Cover wieder als DVD und auch Blu-Ray an.

Beide Ballette gingen unzählige Male einzeln über Fernsehschirme in aller Welt. Zusammen bilden sie ein perfektes Team. Mit 45 bzw. 30 Minuten Spieldauer haben sie durchaus kindgerechte Längen. Was in beiden Geschichten genau passiert, erfahren die Zuschauer durch Erzähler: Anthony Dowell mimt nicht nur köstlich Peters Großvater, sondern spricht auch den Text zur Musik. Da gibt's allerdings auf deutschen Aufnahmen wesentlich ausdrucksvollere und witzigere Sprecher. Rührend ist Kyliáns Erzählung vom bösen Kind, das keine Lust auf Mathe-Hausaufgaben hat, Spielsachen und Tiere verletzt und überhaupt nicht brav und groß werden will. Schmunzelnd erinnert Kylián sich an die eigene Kindheit - und widmet die Choreografie seiner Mutter. Beide Ballette sind außerdem mit Untertiteln versehen - wahlweise auf deutsch, englisch oder französisch.
Im Mittelpunkt beider Geschichten steht ein kleiner Junge - der eine aggressiv wie der „bitterböse Friederich“ aus dem Struwwelpeter, der andere ein fröhlicher, mutiger kleiner Bursche. Beide Geschichten gehen bekanntlich glücklich aus.

Die Choreografien unterscheiden sich, selbstredend, erheblich. Aber eins haben sie doch gemein: beide Choreografen setzen die Rhythmen, Kantilenen und Klangfarben derart minutiös um, dass man die vermeintlich so gut bekannten Kompositionen plötzlich ganz neu erlebt - zumal illustre Musiker am Werk sind: das Orchestre National de Paris unter der Leitung von Lorin Maazel und vorzügliche Sänger präsentieren die Ravel-Oper, das Orchester der Royal Ballet School unter Paul Murphy das Prokofieff-Stück.
Frappierend ist nicht nur das technische Können der Londoner Balletteleven, sondern auch ihre Darstellung und Musikalität. Manche der Kinder haben tatsächlich Karriere gemacht - z.B. Layla Harrison, der Vogel, als Musicaldarstellerin. Köstlich „zelebriert“ natürlich das Nederlands Dans Theater das Kinderstück. Die damals blutjunge Marly Knoben tanzt den etwa siebenjährigen Knirps unaffektiert und temperamentvoll. Für Roslyn Anderson bedeutete die Rolle der Mutter ein Ade von der Bühne. Im Ensemble finden sich große Namen (Sabine Kupferberg als Eichhörnchen). Leider ist die komplette Besetzung nur im Abspann des Films genannt. Das Begleitbooklet listet nur die sechs zuerst auftretenden Tänzer beider Ballette. Schade!

Wer Kinder ab drei Jahren (ohne Limit nach oben) zu Weihnachten oder zum Geburtstag beschenken möchte, sollte diese Tanzfilme unbedingt auf seiner Liste haben!

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