Herrlich spröde

Zufit Simon im Schwere Reiter München

Diesen Namen muss man sich merken. Sie bewegt sich weit auf die Tanzfläche mit trocken-kurzen, Arme schleudernden Sprüngen – und man weiß sofort: „all about nothing“ wird gut.

München, 29/06/2014

Zufit Simon. Diesen Namen muss man sich merken. Sie bewegt sich weit auf die Tanzfläche mit trocken-kurzen, Arme schleudernden Sprüngen – und man weiß sofort: „all about nothing“ wird gut. Der hellgraue nüchtern-nackte Raum des Münchner Schwere Reiter, Robert Merdzos metallisch hart schlagender oder gemessen fließender elektronischer Klangstrom und diese (scheinbar) leidenschaftlos ihr Solo formende Tänzerin – das ist eins, von einer Spröde, die fasziniert. In losem grauem Top, grauen engen Jeans, ungeschminkt und mit ihrer schwarzen mitwippenden Perücke so etwas wie der Grau-Schatten eines Fotomodels, probiert sie stehend Stellungen aus: hebt die Arme senkrecht hoch, winkelt sie ruckartig ab; überprüft mit Blicken; weist pfeilhaft ins Publikum; wechselt die Richtung. Ausgestreckt auf dem Boden, dreht, wendet sie und bringt sich mit wischenden und untergeschlagenen Armen in neue Positionen. Nichts daran ist spektakulär. Eigentlich. Und wird es doch durch die Intensität, die scharfe Konturiertheit jeder einzelnen Geste und das Herzschlag-Timing ihrer Abfolge

Verblüffend dabei, dass alles unverbraucht wirkt. Sicher hat die in Israel geborene Simon an der Frankfurter Musikhochschule zeitgenössischen Tanz studiert, durch ihre diversen Engagements, unter anderen beim Münchner Micha Purucker, auch verschiedene Stile getanzt. Aber in einer kreativen Sturheit sucht sie ihre Bewegungen doch ganz neu – nur aus sich selbst. Und sie sind, bei aller Einfachheit, wunderbar variiert. Schließlich der Höhepunkt: in Merdzos hier gleichbleibenden leisen trommeligen Rhythmen lässt Simon ihren Torso pulsieren: liegend, auf Knien vornübergebeugt, stehend, sitzend, mal einen Arm aufgestützt, mal die Hände übers Gesicht gelegt. Und hier gelingt, was Simon kühn anstrebt: „Emotionen beim Zuschauer hervorzurufen, ohne Gefühlsausdruck darzustellen“. In diesem schier endlos fortdauernden Pulsieren tauchen in einem Bilder auf von Aufruhr, Widerstand, Schmerz und Sterben.

Nach einem Duett 2013 ist dieses Solo der zweite Teil einer Trilogie, die mit einem Gruppenstück im Oktober auf dem Münchner Rodeo-Festival vollendet wird.
 

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