„Schwanensee“ von Peter Breuer

„Schwanensee“ von Peter Breuer

Eingefrorener Schwanensee

Peter Breuers „Schwanensee“ am Landestheater Salzburg

Vor einem schlicht gehaltenen, blauen Bühnenbild, das im Wechsel von Tag und Nacht seine Intensität verändert und durchaus interessante Atmosphären schafft, erzählt Breuer die Geschichte von Siegfried, dessen Liebe zu Odette und den Verrat durch den Zauberer Rotbart auf (fast) altbekannte Weise.

Salzburg, 31/03/2014

Ein eigener Salzburger „Schwanensee“  im ehemaligen Kleinen Festspielhaus – mit diesem ambitionierten Projekt wagt sich der Ballettchef des Salzburger Landestheaters Peter Breuer an den Ballettklassiker schlechthin und überzeugt dabei vor allem als Choreograf leider nicht. Vor einem schlicht gehaltenen, blauen Bühnenbild (Bühne und Kostüme Bruno Schwengl), das im Wechsel von Tag und Nacht seine Intensität verändert und durchaus interessante Atmosphären schafft, erzählt Breuer die Geschichte von Siegfried, dessen Liebe zu Odette und den Verrat durch den Zauberer Rotbart auf (fast) altbekannte Weise. Dass Breuers Königin (Cristina Uta) eine Liaison mit Rotbart hat, Siegfried am Ende den Zauberer tötet und seine Odette bekommt, variiert die Erzählung leicht, spart eine neue Charakterzeichnung der Figuren allerdings aus.

Auch tänzerisch hat dieser Schwanensee leider nicht viel zu bieten. Während die deutlich an den tradierten Fassungen nach Petipa und Iwanow orientierten Akte 2 und 4 in diesem Kontext wieder aufs Neue mit ihrem optischen Formationsspiel der weißen Schwäne verzaubern, ist Breuers Choreografie im Ganzen von einer Statik geprägt, die zu der dynamischen, raumfüllenden und vorwärts strebenden Musik von Tschaikowsky (sehr schön interpretiert vom Mozarteumsorchester unter Mika Eichenholz) in purem Kontrast steht. Jede Bewegung scheint in sich selbst stecken zu bleiben. Auch wenn sich SolistInnen (wirklich überzeugend Yoshito Kinoshita als Siegfrieds Freund und Eriko Abe als Odette/Odile) und Ensemble redlich bemühen den Bewegungen Leben einzuhauchen, bleibt die Choreografie distanziert.

Vor der Folie aktueller Sexismus-Debatten stellt sich Siegfrieds Geburtstagsfeier (1. Akt) als wirklich problematisch dar. Sowohl darstellerisch als auch tänzerisch längst überholte Genderstereotype werden unreflektiert ausgestellt und driften allzu leicht in sexistische Schwarz-Weiß-Welten ab.

Trotz allem ist die Arbeit des Ensembles des Landestheaters, das von 15 GasttänzerInnen von der Bolshoi Ballettschule in Joinville (Brasilien) unterstützt wird, zu würdigen. Wenn sich anfänglich noch einige Unsicherheiten einschleichen, tanzen die Schwäne des 4. Akts beeindruckend synchron und harmonisch. Technisch überzeugend auch das Grand Pas deux im 3. Akt von Vladislav Koltsov (Siegfried) und Eriko Abe (Odette/Odile). Der Star des Abends ist sicherlich ein geschmeidig tanzender und stetig präsenter Yoshito Kinoshita.
 

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