Sparte Tanz als Schnittstelle unterschiedlicher Künstler, Strömungen und Genres

Honne Dohrmann wird neuer Tanzdirektor am Staatstheater Mainz

Dohrmann, der sich in der Tanzszene als höchst erfolgreicher Netzwerker einen Namen gemacht hat, steht für ein modernes, internationales Profil des zeitgenössischen Tanzes.

Mainz, 23/08/2013

In einem Pressegespräch stellte Markus Müller, Intendant des Staatstheater Mainz ab 2014/2015, heute Honne Dohrmann als zukünftigen Tanzdirektor des Hauses vor. Dohrmann, der sich in der Tanzszene als höchst erfolgreicher Netzwerker einen Namen gemacht hat, steht für ein modernes, internationales Profil des zeitgenössischen Tanzes. Die Tanzsparte wird in Zukunft unter dem Label tanzmainz auftreten, die jetzige Größe der Compagnie mit 18 Tänzerinnen und Tänzern bleibt bestehen. Honne Dohrmanns Konzept sieht als zentrales Merkmal für den Tanz am Mainzer Staatstheater vor, dass ausschließlich mit wechselnden internationalen Gastchoreografen gearbeitet werden soll.

Was in vielen führenden Ensembles Nordeuropas (Cullberg Ballett, Carte Blanche, Göteburg Danskompanie etc.) seit langem üblich ist, bedeutet für zeitgenössische Ensembles in Deutschland noch Neuland: statt Chefchoreograf die hohe Kunst der Vielfalt. Ein solches Konzept ist nicht nur für das Publikum, sondern gerade für die Künstler sehr attraktiv und erfordert von den Tänzerinnen und Tänzern außerordentliche Vielseitigkeit und Offenheit. Vor diesem Hintergrund soll es gelingen in Mainz ein starkes Ensemble zu etablieren, das auch den hohen Ansprüchen von Spitzenchoreografen des zeitgenössischen Tanzes gerecht werden kann. Markus Müller räumt der Tanzsparte einen wichtigen Platz in seinem Zukunftsplänen für das Staatstheater Mainz ein: „Der zeitgenössische Tanz steckt voller faszinierender künstlerischer Potenziale. Deshalb ist es für mich wichtig, die Sparte in ihrer bisherigen Stärke von 18 Tänzerinnen und Tänzern nicht nur zu erhalten, sondern durch flankierende Maßnahmen noch zu stärken. Mainz wird damit eine der größten zeitgenössischen Tanzcompagnien in Deutschland erhalten.“

Abgestimmt auf die verschiedenen Spielstätten und Kontexte wird das Spektrum von tanzmainz große, publikumswirksame ebenso wie kleinere, sehr innovationsfreudige Arbeiten umfassen. Um das Repertoire inhaltlich abzusichern, sind auch Neu-Inszenierungen von Choreografien möglich, die international bereits ihre Wirkung unter Beweis gestellt haben. Mit diesem Modell erwartet die Besucher eine breite Palette choreografischer Handschriften; künstlerische Routine ist ausgeschlossen.

Das Potenzial genre- und spartenübergreifender Produktionen wird in Dohrmanns Konzept für das Staatstheater Mainz besondere Aufmerksamkeit erfahren. „Die Zusammenarbeit stärkt die künstlerischen und sozialen Verbindungen innerhalb des Hauses und schafft neue Synergien“, so Markus Müller, „diese Arbeiten haben überdies das Potenzial, besonders heterogene Publikumsschichten zu erreichen.“

Gestützt wird das Profil der Tanzsparte durch ein differenziertes Vernetzungs- und Vermittlungskonzept: Partnerschaften in internationalen Verbänden und mit aus- und inländischen Tanzensembles werde dazu ebenso beitragen wie die regionale Vernetzung mit Universitäten, Unternehmen und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Offene Proben, Einführungen und Nachgespräche sollen Standard werden.

„Unsere Vision des Tanzes am Staatstheater Mainz sieht die Sparte als Schnittstelle ganz unterschiedlicher Künstler, Strömungen und Genres. Wir streben Gastspiele im In- und Ausland an. Und wenn sich unsere Ziele erfüllen, hat tanzmainz das Potenzial, ein weithin sichtbares Aushängeschild der Stadt zu werden und deren Lebendigkeit und Kreativität über die Grenzen des Landes hinaus zu verkörpern.“, betont Honne Dohrmann.


CV Honne Dohrmann

geboren 1960, Studium der Germanistik, Publizistik und Theaterwissenschaften in Göttingen und an der Freien Universität Berlin

Von 1990 bis 1992 arbeitete Dohrmann als freiberuflicher Fernsehjournalist für RIAS TV und den NDR.

Von 1992 bis 1998 war er Programmkoordinator in der Kulturetage Oldenburg: Die bis heute bestehende Off-Bühne machte zu jener Zeit mit der Präsentation talentierter junger - vor allem osteuropäischer - Theatermacher und westeuropäischer Choreographen wie Sasha Waltz oder Wim Vandekeybus von sich reden. In dieser Phase begann auch Dohrmanns internationale Vernetzungsarbeit mit dem Beitritt zum IETM, mittlerweile einer der weltweit größten Verbände für Performing Arts mit mehr als 450 Mitgliedsorganisationen in 50 Ländern. Dem Verband gehört er heute noch an und gestaltet seine Entwicklung mit. Im Herbst 2011 wurde er für drei Jahre in den siebenköpfigen Board of Directors (Vorstand) berufen.

1998 gründete er als geschäftsführender Gesellschafter kultur nord – kulturmanagement: kultur nord initiierte Events, die zwischen 2002 und 2008 mehrere Hunderttausend Besucher und eine große Medienresonanz fanden. Daneben widmete sich kultur nord bis zu Honne Dohrmanns Ausscheiden 2008 in zahlreichen Projekten der regionalen Kulturentwicklung und der Beratung von Institutionen und Unternehmen.

Seit den 1990er Jahren leitete Honne Dohrmann zahlreiche internationale Tanz- und Theaterfestivals, u.a. LAOKOON – das Kampnagel Sommerfestival (Hamburg), PRISMA (Oldenburg) und POLYZENTRAL (Hamburg). Seit 1998 leitet er das TANZ Bremen Festival, derzeit gemeinsam mit Sabine Gehm.

Seit der Spielzeit 2007/2008 hat Honne Dohrmann als Direktor der Tanzcompagnie Oldenburg seinen Fokus fast ausschließlich auf den Tanz gelegt. Im Rahmen seiner Tätigkeit am Oldenburgischen Staatstheater ist er auch für das künstlerische Profil der Internationalen Tanztage Oldenburg verantwortlich. Es gehört heute zu den profiliertesten und am besten besuchten Tanzfestivals in Deutschland.

Im Jahr 2008 initiierte Honne Dohrmann mit Kollegen des Modellprojekt RepNet, ein Netzwerk von fünf zeitgenössischen Tanzcompagnien, das von 2012-2014 eine dreijährige Förderung der nordeuropäischen Regierungen erhält. Das Gesamtkonzept („Sharing and Learning“) und die enge Kooperation der neuen Tanzcompagnie Oldenburg mit etablierten Partnern wie Iceland Dance Company, Skanes Dansteater (S), der nationalen Norwegischen Compagnie Carte Blanche und des Scottish Dance Theatre fanden in Fachkreisen internationale Beachtung und trugen maßgeblich zum Erfolg des jungen norddeutschen Ensembles bei.

Honne Dohrmanns über viele Jahre gewachsene Kontakte prägten auch choreografisch das markante Profil der Tanzcompagnie Oldenburg. Seit 2007 entwickelten dort so renommierte Choreografen wie Sharon Eyal, Weizman&Haver, Rami Be'er, Tero Saarinen oder Ingun Björnsgaard neue Kreationen. Fast alle kreierten in Oldenburg erstmals für ein deutsches Ensemble. Die Ergebnisse präsentierte die Tanzcompagnie Oldenburg u.a. auf Gastspielreisen nach Südkorea, Frankreich, Norwegen, Schweden, Belgien und in die Niederlande.

Honne Dohrmann ist regelmäßig Mitglied verschiedener Jurys. Anfang 2009 wurde er in den Gutachterkreis für die Kulturprogramme der Europäischen Kommission (EACEA) berufen, dem er bis heute angehört.

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