„WEG.......WÄRTS“ von Shirley-Cordula Meissner
„WEG.......WÄRTS“ von Shirley-Cordula Meissner

Das Große und Ganze

Abschlussarbeiten des Bachelor-Studiengangs Tanz 2013 der Palucca Hochschule für Tanz Dresden

14 Absolventen beenden in diesem Jahr ihr Studium an der Palucca Schule. Anlässlich der öffentlichen Abschlussprüfung im Festspielhaus Hellerau zeigten sie mit ihren eigenen Choreografien, dass es sich lohnt, hinzuschauen.

Dresden, 11/07/2013

Die Aufgabe der Absolventen bestand darin, ein Solo oder Duett zu erarbeiten, indem er bzw. sie selbst tanzt. Eine der Arbeiten zeigt, dass das auch zu dritt geht.

Keins der Stücke enttäuscht. Es lohnt sich also durchaus, den Gewaltakt von 14 verschiedenen Arbeiten durchzustehen. Stellt man alle Arbeiten nebeneinander, wird deutlich, dass keiner der Absolventen mit der eigenen Idee ein zu großes Wagnis eingegangen ist. Schiffbruch hat niemand erlitten. Der Großteil erscheint in der Formensprache und im Ausdruck eher introspektiv; trotzdem scheut niemand vor der großen Geste zurück. Man kann eine leichte Tendenz zur Emphase ausmachen. Angesichts der durchweg sichtbaren Kongenialität der Tänzer im Ausdruck fällt das aber nicht ins Gewicht. Und so, wie die einzelnen Ansätze in der Formensprache ausfallen, gestaltet sich auch die Musikwahl: Geigen und Klavier stehen digitalen, rauen Tönen gegenüber.

Der Abend beginnt mit einem knackigen Opener von David L. Hemm. Gemeinsam mit Anthony Shults vollführt er in „Asteroid B 612“ den „Rhythmus einer Freundschaft“. Der Gestus ist kraftvoll, die Chemie stimmt. Am Ende verschwinden sie als ein unentwirrbares Knäuel von der Bühne.

Besonders stark in die Abstraktion wagt sich Shirley-Cordula Meissner mit „WEG.......WÄRTS“, in der sie in der Beschäftigung mit der Schwierigkeit eigener Veränderungen gemeinsam mit Chiara Detscher starke Kontraste entwickelt, die über das übliche Schwarz-weiß hinausgehen.

Ihrer Aufgabe ein Schnippchen geschlagen haben Larissa Machado und Francesco Nigro in „T(w)o be 3“. Seinem Duett gesellt sich eine dritte Tänzerin in Form einer Videoprojektion hinzu. Der Effekt der synchronen Sprache ist so simpel wie effektvoll. Dazu Bilder von neuronalen Verbindungen und schon baut die „fiktive“ Tänzerin neue Synapsen.

Den Abend beschließt „Gleis 2.0“ von Jana Blume, die dieses Solo auch selbst tanzt. In Verschmelzung mit einem amüsanten Film unterlegt sie ihre abstrakte Formensprache mit der konkreten Situation des Sich-Ärgerns über Kleinigkeiten des Alltags. Sie betritt die Bühne rückwärts, wirft ihren Blazer von sich und versucht, ihrem Ärger Luft zu machen. Ganz egal, dass das eine Überreaktion ist. Man hat durchaus Verständnis für ihre Situation.

Das sind allesamt im Wortsinn junge, vor Energie strotzende Arbeiten. Wirft man dann mal einen Blick auf die lokale freie Szene der alten Hasen wie die Shot AG oder carrot dancers oder gar auf die Reihe „Junge Choreographen“ des Semperoper Balletts steht eins fest: Hier muss sich niemand verstecken.
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern