tanz & tod

Sonderausstellung und Katalogbuch des Museum für Sepulkralkultur in Kassel

Vom Totentanz über den Butoh hin zum taiwanesischen Poledance mit auf Beerdigungen tanzenden Stripperinnen - die Ausstellung „tanz und tod“ im Museum für Sepulkralkultur zeigt viele und vor allem neue Facetten des Themas.

Kassel, 18/06/2013

Tanz steht für Leben und Ekstase, Tod steht für Erstarrung und das Ende. Gegensätzliche Pole also. Genau betrachtet haben alle großen Bühnenballette mit dem Tod zu tun. Das erste stilbildende im Nachhall der Romantik: „Giselle“ (1841) ebenso wie „Die roten Schuhe“. Beide basieren auf Märchenvorlagen, beide werden bis heute umgesetzt. Auch beim neuen Tanz des 20. Jahrhunderts ist der Tod integraler Bestandteil vieler Stücke, beginnend mit dem zum Klassiker gewordenen „Sacre du Printemps“ (Nijinsky) und dem zeitlosen, bis heute unverändert aufgeführten Antikriegsstück „Der grüne Tisch“ von Kurt Jooss.

Das Museum für Sepulkralkultur in Kassel ist spezialisiert auf das Thema Tod in all seinen kulturgeschichtlichen Facetten. Die Kombination Tanz & Tod wurde schon mehrfach in Ausstellungen und Katalogbüchern vorgestellt, jeweils unter verschiedenen Aspekten. Zuerst war es die Ausstellung „Tanz der Toten – Todestanz“ (1998), die in rein kunsthistorischer Perspektive diese Tradition der monumentalen Wandbilder betrachtete. Dann folgte in „Venerdi santo – Totentanz und Kreuzweg“ (2002) die Konfrontation des Leidenswegs Jesu mit zeitgenössischer Kunst, ein Aspekt, dem sich auch der historische Lübecker Totentanz 2007 beugen musste.

Die aktuelle Ausstellung ist bunter, bewegter und international. Gezeigt wird Tanz als unmittelbarer Ausdruck von Gefühlen, als ein Kommunikationsmittel, das „die Beziehungen zwischen Trauernden und Toten“ regelt. Dieser Teil ist eher volkskundlich und international angelegt. Die vielfältigen Ausdrucksformen, die das Thema in der Bildenden Kunst bekommen hat, beeinflussten auch die tänzerische Ausdrucksvielfalt. Dies wird besonders deutlich in den 1920er Jahren, als der neue Tanz sich von expressiven Bildern eines Nolde und den ausdrucksstarken Trauerdarstellungen einer Kollwitz inspirieren ließ.

Fraglos im Heute angekommen sind dann Berichte zum Poledance von tanzenden Stripperinnen auf Beerdigungen in Taiwan oder von Modenschauen, bei denen die Gesichter der Models wie Skelette geschminkt wind. Das Verbot für Tanzveranstaltungen an bestimmten christlichen Feiertagen wird von seiner historischen Herkunft erklärt, die mit der Körperfeindlichkeit des Christentums zu tun hat.

So wie die Ausstellung mit vielen, auch bewegten Bildern arbeitet, für die neuere Zeit bemerkenswerte Tanzfotografien zeigt, so ist auch der zwar schmale, aber gehaltvolle Katalog mit zahlreichen Abbildungen bereichert. Die Objekte der Ausstellung verlieren ihre Dreidimensionalität, doch ist die Totenmaske von Mary Wigman auch in der Abbildung immer noch sehr eindrucksvoll.

Die Ausstellung läuft bis 8. September, zum Rahmenprogramm gehören mehrere Auftritte des Butoh-Tänzers Tadashi Endo, der zur Finissage eine Hommage à Pina Bausch performen wird. Der Katalog ist für 15 € im Museum erhältlich, ISBN 978-3-924447-51-9.

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