Rudolf Nurejew zu Ehren

Tanzstars aus aller Welt zu Gast im Pariser Palais des Congrès

Rudolf Nurejew wäre dieses Jahr 75 Jahre alt geworden. David Makhateli und Nurejews langjähriger Freund und Kollege Charles Jude stellten deshalb für eine große internationale Gala im Palais des Congrès ein sehr abwechslungsreiches Programm zusammen.

Paris, 04/06/2013

Zwanzig Jahre sind bereits vergangen seit dem frühzeitigen Tod von Rudolf Nurejew, der dieses Jahr seinen 75. Geburtstag gefeiert hätte. An dieses Doppeljubiläum erinnern weltweit zahlreiche Galas zu Ehren des temperamentvollen Ballett- und Medienstars. Während die Nurejewgala im Palais Garnier im März dieses Jahres ausschließlich aus dessen Choreografien und Inszenierungen für die Pariser Oper bestand, stellten David Makhateli und Nurejews langjähriger Freund und Kollege Charles Jude unter der Schirmherrschaft der Rudolf Nurejew-Stiftung für eine große internationale Gala im Palais des Congrès ein sehr abwechslungsreiches Programm zusammen.

Die hochkarätigen Gäste stammten aus den verschiedenen Wirkungsstätten Nurejews, vor allem Russland, Paris und London. Sie zeigten Choreografien von und für Nurejew, von Nurejew getanzte Ballette und Werke von Choreografen, die mit Nurejew zusammenarbeiteten, unterbrochen von einigen Videoausschnitten aus seiner Karriere und Zeugnissen von Kollegen wie Mikhail Baryshnikov.

Der Abend bot einen breiten Überblick über verschiedene tänzerische und choreografische Stile, setzte dabei aber durchgehend auf sichere Werte und vielfach erprobte Klassiker. Eröffnet wurde die Gala von Tänzern des Ballet de l’Opéra de Bordeaux in Jiří Kyliáns „Petite Mort“ zu Mozart-Musik, die erfreulicherweise – wie bei Galas leider selten üblich – live gespielt wurde, vom Orchestre Pasdeloup unter der Leitung von Valery Ovsianikov. Die Tänzer von Charles Judes Kompanie interpretierten das fließende, klarlinige und musikalische Stück des tschechischen Choreografen, dessen Stil bis heute zahlreiche jüngere Kollegen inspiriert, exakt, pointiert und mit einer diskret humorvollen Note.

Hans van Manen steuerte mit seinem Pas de deux „Two Pieces for Het“ für Maia Makhateli und Remi Wörtmeyer etwas von der „Sexiness“ bei, die zu Nurejews hervorstechenden Eigenschaften gehörte, wenn auch hier – trotz sehr knapper, transparenter Kostüme – die Ästhetik wie oft bei van Manen kühl und stilvoll-distanziert blieb. Übersprudelnd zerrissen von Weltschmerz zeigte sich indes Mathias Heymann in einem Solo aus „Manfred“, das Nurejew sich selbst auf den Leib choreografierte.

Heymann tanzte das Stück bereits im März in der Pariser Opern-Gala, doch diesmal machte er durch seine Virtuosität und Passion die leicht absurde Exaltiertheit der Choreografie fast völlig vergessen und eroberte die riesige Bühne und den Zuschauerraum mit weiten Sprüngen und flammenden Blicken. Eine weitere Hommage an Nurejews Zeit als Direktor der Pariser Oper war der Hochzeits-Pas de deux aus seiner prachtvoll ausgestatteten „Raymonda“, in dem Myriam Ould-Braham und Mathias Heymann mit überlegener Eleganz lupenreine französische Technik zelebrierten.

Aus dem Repertoire des Royal Ballet, in dem Nurejew an der Seite von Margot Fonteyn einige seiner größten Erfolge feierte, gab es zwei Stücke: Kenneth MacMillans „Manon“ mit der hingebungsvoll dramatischen Tamara Rojo und Federico Bonnelli, sowie das von Frederick Ashton für Fonteyn und Nurejew kreierte Stück „Marguerite et Armand“ mit Tamara Rojo und Rupert Pennefather. Hier erwies sich die Wahl des Ausschnitts als nicht ganz glücklich, da der Auftritt von Armands Vater und seine Folgen für den uneingeweihten Zuschauer vollkommen unverständlich waren, besonders, zumal Ashtons dramaturgisch recht hastig konstruierte Version in Frankreich unbekannt ist.

Die hohe russische Schule, der Nurejew entstammt, war unter anderem durch Evgenia Obraztsova, Evgeni Ivanchenko und Dmitry Gudanov vertreten, die Ausschnitte aus dem dritten Akt von Petipas „La Bayadère“ und „Dornröschen“ zeigten. Unbeirrt von den teilweise etwas ausufernden Projektionen im Hintergrund – so schien beispielsweise in „Bayadère“ ein riesiges Ufo über den nächtlich schimmernden indischen Palast zu schweben – demonstrierte vor allem Obraztsova vollkommene Vaganova-Eleganz, Exaktheit und untadelige Linie. Besonders in „Dornröschen“ beeindruckte sie überdies durch ihre feenhafte Leichtigkeit.

Für eine positive Überraschung sorgte die spontan für die verletzte Yekaterina Kondaurova eingesprungene Mariinsky-Coryphée Daria Vasnetsova im „Schwanensee“-Adagio des zweiten Aktes durch ihre lyrisch zarten Arme und die Weichheit und Präzision ihres Tanzes. Für das abschließende technische Feuerwerk sorgten Aleksandra Timofeevna und der frisch gekürte Prix Benois-Preisträger Vadim Muntagirov, der mit federnden Sprüngen die Bühne überflog, im „Corsaire“-Pas de deux.
 

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