Graziles am Faden

Ballett-DVD „Nussknacker“ des Salzburger Marionettentheaters überzeugt Groß und Klein

Salzburg, 27/12/2012

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Märchen und Puppen – wenn auch heute zum Teil ersetzt durch Barbie, Playmobil und Videospiel – sind für Kinder immer noch die besten Helfer auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Mit Märchen und den feinsten Gliederpuppen führt das Salzburger Marionettentheater kleine Menschen – große selbstverständlich auch – wunderbar spielerisch sogar an Musik und Ballett heran. Auch ein Musical und ein Shakespeare-Stück bietet das vor allem auf Oper spezialisierte Repertoire. In genau drei Monaten kann dieses von Anton Aicher am 27.2.1913 gegründete Ensemble sein 100jähriges Bestehen feiern. Es ist übrigens eines der wenigen Marionettentheater mit einem eigenen Haus. Der barocke Theatersaal hat Platz für 350 Zuschauer. Ein Anreiz zu einer Reise nach Salzburg ist ja vielleicht die vorliegende DVD.

Klug gemacht und rundum allerliebst ist das „Nussknacker“-Ballett nach E.T.A. Hoffmanns „Nussknacker und Mäusekönig“. Obgleich Tschaikowskys Musik und die Handlung gerafft sind, bleibt das Märchen bei Regisseur Klaus Gmeiner dicht am Original: Die feiernde Weihnachtsgesellschaft, Fritz und Schwester Klara, in deren Traum sich Onkel Drosselmeiers Nussknacker-Geschenk in einen Prinzen verwandelt – alles da. Und alle Marionetten, wunderhübsch von Kopf bis Biedermeierkostüm und Ballerinentutu, auf Spitze und Schlittschuh – dazu Mäuse, Vögel, Wölkchen, Rohrflöten, Schneemänner – tanzen, flattern, schweben und trippeln (Choreografie: Leonard Salaz). Und, kaum zu glauben, selbst richtiges Ballett-Vokabular, ob Arabeske, Pirouette oder hoch und weit über die Bühne (immerhin 1 mal 3-Meter) federndes „Jeté“, beherrschen diese grazilen „Darsteller“. Und wieder dank Musikalität, Muskelkraft und Präzision der Puppenspieler.

Im Bonusteil erfährt man von Gretl Aicher, der 81jährigen Enkelin des Theatergründers und bis Ende 2012 noch Leiterin des Salzburger Marionettentheaters, wie schwierig und anstrengend das Bewegen der Marionetten ist. Am Anspruchvollsten sei die Marionetten-Technik bei einem Ballett. Obwohl „Nussknacker“ schon 31 Jahre im Repertoire ist, müsse es vor jeder Vorstellung penibel geprobt werden. Was gut nachvollziehbar ist: Für die im „Nussknacker“ eingesetzten hundert Marionetten (von insgesamt fünfhundert im Theater-Fundus) und die wechselnden Kulissen, ist das ganze Team von elf Puppenspielern im Einsatz. Allein die „Zuckerfee“ (ursprünglich entworfen als Ballerinen-Legende Anna Pavlova), braucht für Kopf, Arme, Hände und Beine vier „Beweger“. Da muss das Zusammenspiel taktpräzise harmonieren. Das gelingt nur mit vollkommener Hingabe an diesen Beruf und die Marionetten, die, samt Kostüm, von den Spielern hergestellt und auch repariert werden.

Der „Nussknacker“, eine DVD zum Schwärmen und Lernen: Im Begleitheft findet der kleine Leser in der linken Spalte die Handlungsbeschreibung, in der rechten, wie die Musik die Handlung spiegelt, plus Notenbeispiele zum Selberspielen oder Mitsingen. „Der Nussknacker“ des Salzburger Marionettentheaters ist bei BelAir erschienen.

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