Das bisschen Haushalt...

Uraufführung „Hausrat“ – Tanzstück von Tarek Assam eröffnet die TanzArt ostwest

Gießen, 27/05/2012

In diesem Jahr setzt Tarek Assam, Ballettdirektor am Gießener Stadttheater, für sein neues Tanzstück auf das Thema „Hausrat“, das am Donnerstag vor Pfingsten Premiere hatte und traditionell den Start der TanzArt ostwest markiert. Die Studiobühne im Theater im Löbershof (TiL) bietet den intimen Rahmen für die sechs Mitglieder der Tanzcompagnie Gießen, die wieder einmal mit großer Spielfreude und Dynamik überzeugen. Während die Zuschauer den Raum betreten summen schon die Staubsauger und die Tänzer liegen ermattet zwischen den Requisiten, die Michele Lorenzini wunderbar surreal arrangiert hat.

Es beginnt mit dem Streit um Kleinigkeiten − wie eine elektrische Zahnbürste. Magdalena Stoyanova und Hsiao-Ting Liao entdecken daran erstaunlich viele Möglichkeiten des Benutzends: Ohrensäubern, Haare toupieren, kleine Reparaturen ausführen, Türen aufbrechen, als Mikrofon benutzen und anderes mehr. Ihre Streitereien reichen vom Necken über das Konkurrieren bis zum entschieden Wütendsein. Ein anderer Streit findet zwischen Sven Krautwurst und Keith Chin statt, ihre Objekte Suppenkellen. Amüsant auch ihre lautstark auf Englisch geführte Auseinandersetzung über die Vorzüge ihrer jeweiligen Landesküchen. Alles Kraut in Deutschland und alles hot & spicy in Malaysia.

Jeroen van Ackeren verweigert die Arbeit im Haushalt, solange bis die anderen dem Müllsack Leben einhauchen, danach hält er sich an die Spielregeln der Gemeinschaft. Eine Skulptur aus Plastikflaschen entpuppt sich als hohle Form, die über den Kopf gestülpt werden kann. Ähnlich wie die bunten hohen Plastikeimer. Verschwinden, nichts hören und sehen wollen von der Welt, scheinen diese Szenen zu besagen. Oder auch: Bestrafen. Vieles ist witzig in diesem Tanzstück, nur eine nicht: Mamiko Sakurai. Sie ist die Schüchterne, die sich an der Wand entlang schleicht, sich vor den anderen flüchtet und in einer Hundehütte versteckt.

Immer mal wieder scheint Angst auf, wenn einzelne versuchen auszubrechen aus dieser engen Wohngemeinschaftssituation, doch Türen und Fenster lassen sich nicht öffnen. Alle sind aufeinander angewiesen. Die ungewöhnliche Musikauswahl trägt nicht nur zur schnellen Dynamik des Stücks sondern auch zu solch unterschwellig bedrohlichen Momenten bei. Am Ende wälzen sich zwei immer größer werdende Luftblasen aus schimmerndem Plastik herein, nehmen den Raum zum Leben und die Luft zum Atmen. Die Tänzer verschwinden bis auf einen darunter. Ende offen und begeisterter Applaus.

Weitere Vorstellungen am 1. und 16. Juni.
 

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